17.06.2024 16:20:56 - dpa-AFX: ROUNDUP: Neuer Kampfpanzer Leopard 2 - Ziel ist 'Überlegenheit'

PARIS/BERLIN (dpa-AFX) - Mehr Schutz durch die Panzerung, Abwehr von Drohnen
und ein unbemannter Geschützturm: Das deutsch-französische Rüstungsunternehmen
KNDS hat seine neue Version des Kampfpanzers Leopard 2 vorgestellt. Es
verspricht "Überlegenheit auf dem Gefechtsfeld". Dabei komme das neue Modell
Leopard 2 A-RC 3.0 mit nur noch drei Soldaten als Besatzung aus, teilte KNDS am
Montag auf der Rüstungsmesse Eurosatory bei Paris mit. KNDS ist ein
Zusammenschluss der deutschen Traditionsfirma KMW und des französischen
Rüstungsunternehmens Nexter.

Der unbemannte und ferngesteuerte Turm kann nach Unternehmensangaben
Geschütze im Kaliber zwischen 120 und 140 Millimeter aufnehmen, die auch
kurzfristig ausgetauscht werden könnten. Die Kanone tauche nicht mehr in das
Innere des Fahrzeugs ein. "Die drei- bis vierköpfige Besatzung kann nun
vollständig in der Wanne in einer besonders geschützten Mannschaftszelle
untergebracht werden", erklärte das Unternehmen. Möglich sei ein erhöhter
Schutz, eine deutliche Gewichtsreduzierung um zehn Prozent und zudem auch eine
gesteigerte Feuerkraft mit drei Schuss in zehn Sekunden.

Die Entwickler heben hervor, dass das neu entwickelte Hauptgeschütz
"Ascalon" "leistungsfähiger ist als alle vergleichbaren Rohrwaffen". Es habe
eine "offenen Architektur" und ermögliche daher andere technische Detaillösungen
von Kunden. Versprochen wird auch eine bessere Abwehr von Bedrohungen aus dem
Nahbereich und aus der Luft. KNDS nennt dazu eine ferngesteuerte Waffenstation
zur Abwehr von Drohnen und ein Lenkflugkörpersystem, mit dem Ziele außerhalb der
Sichtverbindung auch während der Fahrt bekämpft werden könnten.

Kampfpanzer müssen "duellfähig" sein, also in die unmittelbare Konfrontation mit den Waffensystemen des Feindes gehen können und bestehen. Vier Soldaten
bilden bisher die Leopard-2-Besatzung: der Kraftfahrer, ein Richtschütze, ein
Ladeschütze und der Kommandant. Sie führen den Kampf nur "aufgesessen", also aus
dem Fahrzeug heraus. Dabei werden sie zusammen mit den Besatzungen von
Schützenpanzern eingesetzt, die ihre Fahrzeuge verlassen. Wegen neuer
Technologien wie Drohnen müssen auch die eigenen Waffen immer weiterentwickelt
werden.

Das Rüstungsunternehmen nennt den neuen Panzer einen "entscheidenden
technologischen Vorläufer" des jüngst vereinbarten europäischen Landkampfsystems
MGCS ("Main Ground Combat System"). Bei diesem sollen Kampfpanzer in einem
Datennetzwerk mit Unterstützungswaffen wie Drohnen und anderen unbemannten
Systemen verbunden werden. Die politischen und militärischen Planer setzen auf
einen Technologiesprung, der nach Einschätzung von Experten aber womöglich erst
ab 2045 Realität werden könnte. Der neue Leopard-Version wird als
"Brückenlösung" bezeichnet.

Der deutsch-französische Panzerbauer hält damit womöglich auch den
Wettbewerber Rheinmetall auf Abstand, der beim Leopard-Bau langjähriger Partner
ist und wichtige Teile wie die Kanone baut, jedoch mit dem Kampfpanzer Panther
KF51 auch ein eigenes Projekt gestartet hat. Beim Zukunftsvorhaben MGCS sind die
Unternehmen einander in einer Projektgesellschaft verbunden. In der Branche wird
mit Interesse verfolgt, entlang welcher Linien sich die kleineren Hersteller
europäischer Staaten nun neu zusammenfinden.

Auch um den Leopard 2 selbst gab es schon juristische Auseinandersetzungen.
KMW ("Krauss-Maffei Wegmann") - nunmehr KNDS Deutschland - zog gegen Rheinmetall
vor Gericht. In dem Streit ging es nach Interview-Äußerungen von
Rheinmetall-Chef Armin Papperger um Rechte an dem Kampfpanzer. Das Verfahren
wurde mit einem Vergleich beigelegt.

Dabei gilt der Leopard in seinen jeweiligen Generationen als
leistungsfähigster Kampfpanzer der Welt, den einige weitere Staaten gern gekauft
hätten, aber dafür kein grünes Licht der jeweiligen deutschen Bundesregierungen
bekommen haben. KNDS hat nach eigenen Angaben derzeit etwa 800 Waffensysteme -
darunter auch den Leopard - an der Front in der Ukraine oder zur Lieferung
vertraglich vereinbart. Damit sei das Unternehmen "einer der weltweit
wichtigsten industriellen Unterstützer der Ukraine im Kampf gegen die russische
Aggression"./cn/DP/ngu

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