05.07.2024 15:07:51 - dpa-AFX: WOCHENAUSBLICK: Dax im Aufwind - Frankreich-Wahl und US-Zinspolitik als Risiken

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax könnte in der neuen Woche an
seine jüngsten Gewinne anknüpfen. "Die Börsenampeln zeigen auf grün, die Anleger
schalten in den Risk-on-Modus", schrieb Analystin Claudia Windt von der
Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Schwindende Inflationssorgen und damit
verbunden neue Hoffnungen auf Zinssenkungen sowie nachlassende politische
Unsicherheiten trügen dazu bei.

Insofern könnte der deutsche Leitindex durchaus etwas näher an sein im Mai
erreichtes Rekordhoch bei knapp 18.893 Punkten heranrücken und so seinen
jüngsten Abwärtstrend verlassen. Allerdings wird ein Treiber der jüngsten Rally
bereits am Sonntag auf eine Probe gestellt. Denn wenn der rechtsnationale
Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen bei der zweiten Runde der
französischen Parlamentswahl wider Erwarten doch eine absolute Mehrheit erringen
sollte, dürften die daraus folgenden, politischen Unwägbarkeiten für Turbulenzen
an den Börsen sorgen.

Jüngste Umfragen deuteten zwar nicht in diese Richtung. Helaba-Expertin
Windt gab aber zu bedenken, dass erst 75 von 577 Sitzen in der
Nationalversammlung vergeben seien. Zwar hätten sowohl der Block von Präsident
Emmanuel Macron als auch die Linken etliche Kandidaten zurückgezogen, um eine
absolute Mehrheit des RN zu verhindern. Neuerliche Unsicherheiten an den
Finanzmärkten dürfte es jedoch auch geben, wenn zur Überraschung der linke Block
gewinnen würde.

Immerhin aber hat sich in Deutschland die Ampel-Regierung kurz vor der
Sommerpause endlich auf einen Haushalt für 2025 geeinigt, der sowohl die
Schuldenbremse einhalten als auch einen "Wachstumsturbo" beinhalten soll, hob
Windt positiv hervor. Angesichts der jüngsten deutschen Produktionszahlen vom Mai wäre es ganz gut, wenn dieser bald zünden würde. Denn sowohl Produktion als
auch Auftragsentwicklung hatten enttäuscht. "Eine weitere Hiobsbotschaft von der
Industrie", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank
Baden-Württemberg. "Es scheint, als sei eine Wende zum Besseren weiter entfernt
denn je."

Ein weiterer wesentlicher Treiber für die Aktienmärkte ist die Aussicht auf
eher früher als später sinkenden Leitzinsen in den USA. Damit verbunden ist die
Hoffnung auf konjunkturelle Impulse für die Weltwirtschaft durch sinkende
Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher. Dafür aber dürfen die am
Donnerstag anstehenden US-Inflationszahlen für Juni nicht deutlich negativ
enttäuschen.

Die Inflationsdaten aus den USA werden ein maßgeblicher Einflussfaktor für
die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed sein, schrieb Edgar Walk,
Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Metzler Asset Management. Derzeit sei die
Datenlage uneindeutig. Von Januar bis April habe die Inflation eher mit hohen
Werten überrascht, was die Sorge vor einer hartnäckig hohen Teuerung auslöst
habe. Im Mai jedoch habe sich der Preisanstieg erheblich verlangsamt.

"Sollte die Inflation auch im Juni eine schwache Dynamik aufgewiesen haben,
steht einer Leitzinssenkung im September nichts mehr im Wege. Vielleicht könnte
sogar der Juli wieder ins Spiel kommen", resümierte Walk. In dieses Bild passten
am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktdaten aus den USA für den Monat Juni, die
zumindest keine neuen Inflationssorgen geschürt hatten.

Eher optimistisch auf die neue Woche blickt auch Robert Halver, der Leiter
der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Der oft zu beobachtende
Sommer-Blues am Aktienmarkt dürfte sich diesmal in Grenzen halten. Vielmehr
dürfte sich das bekannte Muster zunächst fortsetzen, wonach Ausbrüche nach oben
zwar durch Gewinnmitnahmen ausgebremst, Kursrutscher jedoch als
Einstiegsgelegenheit wahrgenommen werden.

Auch in der typisch umsatzschwachen Sommerzeit spreche dies zumindest für
eine volatile Seitwärtsbewegung, fuhr Halver fort. Denn auf der einen Seite
seien negative Aspekte wie die holprige Weltkonjunktur oder die politische
Unsicherheit in Frankreich bekannt beziehungsweise würden als handhabbar
angesehen. Und auf der anderen Seite "spannen verbesserte Konjunkturausblicke
und die sich materialisierende Zinssenkungsphantasie ein Fallnetz gegen
Kurseinbrüche auf." Schließlich hat die Europäische Zentralbank bereits im
Gegensatz zur Fed die geldpolitische Kurswende vollzogen und im Juni erstmals
seit fast fünf Jahren die Leitzinsen wieder gesenkt.

Ansonsten dürften die Anleger am Freitag nach New York schauen. Dann
präsentieren große US-Banken ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal und
läuten so die Berichtssaison in den USA ein. Hierzulande läuft diese erst
schleppend an. Besonders im Blick stehen am Donnerstag der Konzern Südzucker
und der Verpackungshersteller Gerresheimer mit
ihren Quartalsberichten./la/bek

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DAX ® 846900 Xetra 18.472,05 08.07.24 17:50:00 -3,40 -0,02% - - 18.474,27 18.475,45

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH