08.07.2024 09:11:31 - dpa-AFX: Boeing gesteht Betrug vor Max-Abstürzen ein

WASHINGTON (dpa-AFX) - Boeing bekennt sich schuldig, die
US-Regierung betrogen zu haben, um einem Gerichtsprozess um zwei tödliche
Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max zu entgehen. Das geht aus einem Dokument
des US-Justizministeriums für das zuständige Bundesgericht in Texas hervor. Die
Folgen sind eine neue Millionenstrafe sowie ein Aufpasser der Regierung für den
US-Flugzeugbauer.

Bei den Unglücken im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem
Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte
der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam
bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals
verstieß.

Neue Ermittlungen nach dramatischem Zwischenfall im Januar

Ein Auslöser dafür war das Beinahe-Unglück im Januar, bei dem ein
Rumpf-Fragment einer so gut wie neuen Boeing-Maschine im Steigflug herausbrach.
Bei dem Zwischenfall wurde zwar niemand verletzt. Doch dazu trug auch bei, dass
die Plätze neben dem Loch im Rumpf durch einen glücklichen Zufall nicht besetzt
waren.

Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die
Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden - und den Piloten
der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge
des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software
behoben wurde.

Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil
Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden
spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.

Laut den am späten Sonntag veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing
nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in
Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung
von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Die Vereinbarung wird erst
gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.

Hinterbliebene fordern härtere Strafen

Schon nachdem sich eine solche Wendung in den vergangenen Wochen
abgezeichnet hatte, hatten Familien der Absturzopfer die Aussicht auf eine
erneute Vereinbarung mit Boeing scharf kritisiert und eine Milliardenstrafe
gefordert. Sie sollen ein Treffen mit dem Boeing-Verwaltungsrat bekommen.
Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich vor einigen Wochen bei den Angehörigen
entschuldigt und betont, dass der Konzern die Verantwortung für die Abstürze
trage./so/DP/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Boeing Company 850471 NYSE 180,230 18.07.24 22:00:08 -4,610 -2,49% 180,400 180,500 185,320 184,840

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