14.06.2024 12:14:49 - MARKT-AUSBLICK/Die Beine politischer Börsen können sehr lange sein

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Händler am deutschen Aktienmarkt stellen sich auf eine weitere schwierige Woche für den DAX ein. "Wahrscheinlich beginnt an den Börsen gerade ein gurkiger Sommer", sagt ein Marktteilnehmer. Neue Höchststände im DAX sind wohl trotz der Rekordjagd an der Wall Street für längere Zeit vom Tisch. Der deutsche Markt leidet, wie ganz Europa, unter den Unsicherheiten mit Blick auf anstehenden Wahlen in Frankreich und, auch wenn sie derzeit nicht so im Rampenlicht stehen, in Großbritannien. Hinzu kommt der Zollstreit mit China.

Nun heißt es zwar, politische Börsen hätten kurze Beine. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sowohl der Zollpolitik als auch der Wahlen sind aber möglicherweise so gewaltig, dass die politischen Börsen jetzt sehr lange Beine bekommen könnten.

Frankreich wählt am 30. Juni und am 7. Juli die Nationalversammlung neu. Prognosen sagen dem rechten Rassemblement National von Marine Le Pen einen Anteil von etwa 33 Prozent voraus. Damit würde er die Wahlen deutlich gewinnen und wahrscheinlich auch den nächsten Premierminister stellen.

Das Wirtschaftsprogramm des RN mit seinen Plänen zu Verstaatlichungen zeigt, dass hier eine nationale Politik mit eigentlich extrem linken Vorstellungen zur Wirtschaft einhergeht. Allerdings wird ein rechter Premierminister ohne absolute Mehrheit des RN auf Kooperationen mit anderen Parteien angewiesen sein. Statt einer Realisierung der extremen Szenarien des RN droht Frankreich damit wahrscheinlich eher eine lange Zeit des politischen Stillstands. Im besten Fall werden die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen weiter steigen, so lange, bis dann wieder einmal die EZB eingreift.

Nicht viel besser sieht es in Großbritannien aus. Hier sind die Unterhauswahlen für den 4. Juli angesetzt. Derzeit deutet alles auf einen Wahlsieg von Labour hin. Wie bisher bekannt ist, will Labour die Öl- und Gasindustrie stärker besteuern und auch den Besuch von Privatschulen mit der Einführung einer Mehrwertsteuer sanktionieren. Die Wirtschaft des Landes leidet derweil nach wie vor stark unter dem Brexit. Die deshalb eigentlich notwendige Aufbruchsstimmung dürfte bei solchen Labour-Plänen wohl kaum aufkommen.

Bis zum Tag der britischen Unterhauswahlen, dem 4. Juli, gilt auch das Ultimatum der EU an China zu den Subventionen bei Elektrautos. Ohne Einigung werden Zölle von bis zu 38,1 Prozent erhoben. Sie würden besonders die deutsche Autoindustrie treffen und damit ins Mark der deutschen Wirtschaft. Eine nachhaltige und durchgreifende Erholung am deutschen Aktienmarkt ist damit frühestens nach einer Einigung zu erwarten.

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Trotz der Belastungsfaktoren - normale Konsolidierung voraus
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Aus technischer Sicht hat der DAX mit dem Bruch des Januar-Aufwärtstrends und des Unterstützungsbereichs um 18.400 ein erstes Verkaufssignal gegeben. Andererseits dürfte das Abwärtspotenzial begrenzt sein, weil die Renditen an den Anleihenmärkten sinken und weil der DAX günstig bewertet ist. Das gilt auch für die Autoaktien: So weist BMW ein KGV von nur 5,5 aus. Das KGV von Tesla liegt dagegen bei 80. Zudem kommt BMW auf eine Dividendenrendite von über 6 Prozent, bei Tesla gibt es Geld voraussichtlich erst einmal vor allem für Elon Musk.

Damit steht der DAX wahrscheinlich am Beginn einer ganz normalen Konsolidierung, die ihn vom Top aus gesehen um bis zu 10 Prozent drücken könnte. Dieses Szenario wäre selbst bei einem Fall auf 17.200 noch intakt.

In der kommenden Woche steht der große Terminbörsenverfall mit dem Auslaufen der Juni-Futures und Optionen auf der Agenda. Allein er könnte die Konsolidierung mit neuem Absicherungsbedarf ausweiten.

Zunächst stehen aber neue Wirtschaftsdaten aus China auf dem Wochen-Terminkalender. In Deutschland wird der ZEW veröffentlicht sowie neue Daten zu den Erzeugerpreisen, in Großbritannien die Verbraucherpreisentwicklung und in den USA die Einzelhandelsumsätze sowie der Philly-Fed, der Konjunkturindikator der Notenbankfiliale in Philadelphia. Dazu tagt am Donnerstag die Bank of England, die wohl kaum vor den Wahlen die Leitzinsen senken wird. Zum großen Hexentanz gibt es dann noch neue Daten zur Stimmung unter den Einkaufsmanagern.

DJG/hru/gos

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