14.05.2024 12:07:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: Baltimore-Unglück macht Hannover Rück keine Angst - Aktie verliert

HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück
ist dank überschaubarer Großschäden mit mehr Gewinn ins Jahr
gestartet. Auch für den verheerenden Einsturz einer großen Autobahnbrücke in der
US-Stadt Baltimore hat der Vorstand nach eigener Ansicht genug Geld zur Seite
gelegt. Konzernchef Jean-Jacques Henchoz sieht die Hannover Rück damit auf Kurs,
in diesem Jahr wie geplant einen Rekordgewinn von mindestens 2,1 Milliarden Euro
zu erzielen. Dazu sollen weiterhin höhere Preise für Rückversicherungsschutz
beitragen, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Hannover mitteilte.

An der Börse wurden die Neuigkeiten jedoch mit Kursverlusten quittiert. Die
Hannover-Rück-Aktie verlor am Vormittag rund drei Prozent auf 228,10 Euro und
gehörte damit zu den größten Verlierern im Dax. Zugleich entfernte sie sich
weiter von ihrem Rekordhoch, das sie im März bei 256,60 Euro erreicht hatte.

Analysten sind mit Blick auf die Aktie geteilter Meinung: Branchenexperte
Will Hardcastle von der Schweizer Großbank UBS erwartet, dass ihr Kurs absehbar
auf 219 Euro sinkt. Sein Kollege Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan traut
ihr hingegen einen Kursanstieg auf 290 Euro zu.

Im ersten Quartal verdiente die Hannover Rück unter dem Strich 558 Millionen Euro und damit rund 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zwar wuchs der
Rückversicherungsumsatz nur um 1,6 Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Euro und
damit nicht so stark wie von Analysten erwartet. Allerdings warfen die
Kapitalanlagen fast ein Drittel mehr ab als im Vorjahreszeitraum und damit mehr
als gedacht.

Zudem blieb im Schaden- und Unfallgeschäft nach Abzug der Aufwendungen für
Schäden, Verwaltung und Vertrieb ein größerer Teil der Einnahmen übrig: Die
kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich überraschend stark von 92,3
auf 88,0 Prozent. Der operative Gewinn (Ebit) der Sparte stieg um mehr als ein
Drittel. Dies machte einen Rückgang in der Personen-Rückversicherung mehr als
wett.

Am teuersten kamen die Hannover Rück ein Erdbeben in Japan, die Waldbrände
in Chile und die Kollision zweier Flugzeuge in Japan mit insgesamt 52 Millionen
Euro zu stehen. Der größte Einzelschaden dürfte jedoch der Brückeneinsturz in
der US-Stadt Baltimore werden. Genauer beziffern konnte der Vorstand den Schaden
jedoch ebenso wenig wie seine Kollegen vom weltgrößten Rückversicherer Munich Re
vergangene Woche.

Das Containerschiff "Dali" hatte Ende März einen Stützpfeiler der Francis
Scott Key Bridge im Hafen der Stadt gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer
lange, vierspurige Brücke zum Einsturz gebracht. Von der zerstörten
Verkehrsverbindung sind auch die Lieferketten großer Unternehmen betroffen - was
ebenfalls Versicherungsschäden nach sich ziehen kann.

Der Schadenfall sei sehr komplex, erklärte Hannover-Rück-Finanzchef Clemens
Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz. Noch sei unklar, welcher Teil auf die
Schadenversicherung und welcher auf die Haftpflichtversicherung entfalle. Je
nachdem, sei die Hannover Rück unterschiedlich stark betroffen.

Allerdings hat der Rückversicherer im ersten Quartal wie üblich sein
gesamtes vorgesehenes Großschadenbudget von 378 Millionen Euro als Belastung
gebucht. Zieht man die 52 Millionen für die schon bezifferbaren Schäden ab,
bleiben noch 326 Millionen Euro Luft. Der Baltimore-Schaden werde komfortabel
unterhalb dieser Summe liegen, erklärte Jungsthöfel.

Unterdessen konnte die Hannover Rück im Schaden- und Unfallgeschäft erneut
höhere Prämien bei ihren Kunden durchsetzen - also Erstversicherern wie Allianz
und Generali . Bei der Vertragserneuerung zum 1.
April stiegen die Preise den Angaben zufolge um 1,5 Prozent. Veränderte Risiken
und die Inflation hat die Hannover Rück dabei schon herausgerechnet. Die Munich
Re hatte zuletzt hingegen einen leichten Preisrückgang gemeldet.

Die Hannover Rück baute ihr erneuertes Geschäftsvolumen nun um 7,1 Prozent
aus. Und Jungsthöfel zeigte sich optimistisch, dass der Konzern bei der nächsten
Erneuerungsrunde zum 1. Juli ähnliche Preiserhöhungen durchsetzen kann wie im
April. Die weitere Entwicklung werde jedoch auch davon abhängen, ob es größere
Schäden etwa durch Naturkatastrophen gibt./stw/niw/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
ALLIANZ SE NA O.N. 840400 Frankfurt 265,500 28.05.24 21:33:29 -0,300 -0,11% 0,000 0,000 265,800 265,800
HANNOVER RUECK SE NA O.N. 840221 Frankfurt 222,400 28.05.24 19:47:53 -4,500 -1,98% 0,000 0,000 225,600 226,900

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