06.06.2024 10:10:08 - dpa-AFX: WDH/KORREKTUR/ROUNDUP: Bayer muss in Glyphosat-Fall deutlich weniger zahlen

(Klarstellung im siebten Absatz: 2019 rpt. 2019 bis 2023)

PHILADELPHIA/LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer muss in einem Rechtsstreit um den glyphosathaltigen
Unkrautvernichter Roundup deutlich weniger zahlen als gedacht. Ein Gericht in
Philadelphia reduzierte den von Geschworenen dem Kläger zugesprochenen
Schadenersatz von 2,25 Milliarden auf 400 Millionen US-Dollar (367,5 Mio Eur),
wie aus Gerichtsunterlagen am späten Dienstag hervorging. Dies war bislang die
höchste Summe seit Beginn der Prozesse rund um angebliche Krebsrisiken des
Unkrautvernichters Glyphosat 2018. Bayer will Berufung einlegen. Die Aktie legte
zu.

"Obwohl das Gericht die verfassungswidrig hohe Schadensersatzsumme reduziert hat, sind wir mit der Entscheidung des Gerichts in der Sache nicht
einverstanden", teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das Verfahren sei von
gravierenden Fehlern geprägt gewesen. Diese könnten und müssten korrigiert
werden. Des Weiteren verweist Bayer darauf, dass der Konzern sich in 14 der
jüngsten 20 Fälle vor Gericht durchgesetzt habe. Zudem seien die meisten Klagen
beigelegt worden.

Die reduzierte gerichtliche Strafzahlung riss die Anleger nicht vom Hocker.
Am frühen Nachmittag verteuerten sich die Papiere um gut 1 Prozent auf 28,69
Euro. Für das laufende Jahr steht immer noch ein Minus von rund 15 Prozent zu
Buche. Seit Ende Januar hat es der Kurs nicht nachhaltig über die Marke von 30
Euro geschafft.

Die Belastungen im Zusammenhang mit Roundup seien für den Konzern insgesamt
immer noch zu groß, um als Investor nun erleichtert zu sein, sagte ein Händler.
Ein anderer Börsianer nannte die Entscheidung des Gerichts nicht überraschend,
denn der zuvor zugesprochene Schadenersatz sei "ungewöhnlich hoch" gewesen. Eine
Entwarnung sei aber unangebracht angesichts einer sehr hohen Zahl noch immer
anhängiger Klagen mit unverändert ungewissem Ausgang.

Auch Goldman-Sachs-Analyst James Quigley sieht die verminderte Strafe als im Rahmen der Erwartungen an. Eine Kürzung um etwa 80 Prozent habe es schon in
anderen Fällen gegeben.

Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte
Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme des
US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil
gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle
in Gang. 2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil
der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen.

Ein guter Teil der Klagen ist abgearbeitet, gleichwohl bleiben Risiken. Ende Januar waren noch rund 54 000 von circa 165 000 Fällen offen. Die
Glyphosat-Klagewelle hat Bayer schon 10 Milliarden Euro gekostet. Für
Rechtsstreitigkeiten in den USA, zu denen auch zum Beispiel Klagen zu PCB und
Dicamba gehören, hat Bayer insgesamt 13 Milliarden Euro für den Zeitraum 2019
bis 2023 aufgewendet. Die Rückstellungen beliefen sich Ende 2023 auf 6,3
Milliarden Dollar (5,7 Mrd Euro)./mne/lew/jha/stk/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAYER AG NA O.N. BAY001 Xetra 26,075 20.06.24 17:00:16 +0,455 +1,78% 26,070 26,080 25,580 25,620

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