11.06.2024 11:16:38 - dpa-AFX: Deutsche Banken ziehen Paydirekt/Giropay den Stecker

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das als Paypal-Konkurrenz vor knapp neun Jahren
gestartete gemeinsame Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen
steht wegen mangelnder Akzeptanz vor dem Aus. Die Abschaltung von
Giropay/Paydirekt zum Ende des laufenden Jahres könnte bereits an diesem
Mittwoch bei einer Gesellschafterversammlung beschlossen werden, wie am Dienstag
aus informierten Kreisen zu erfahren war. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Eine Paydirekt-Sprecherin teilte mit: "Aktuell gibt es Abstimmungen auf
Gesellschafterebene zur Zukunft von Giropay respektive der Paydirekt GmbH als
Betreibergesellschaft. Wir werden informieren, sobald finale Entscheidungen
getroffen wurden." Die Gesellschafter der Paydirekt GmbH sind Commerzbank
und Deutsche Bank , die DZ Bank für die
genossenschaftliche Finanzgruppe sowie die GIZS GmbH & Co. KG für die
Sparkassen-Finanzgruppe.

Hohe Erwartungen zum Start 2015

Die deutsche Kreditwirtschaft hatte Paydirekt im Herbst 2015 mehr als
dreieinhalb Jahre nach ersten Vorarbeiten an den Start gebracht, um dem
US-Riesen Paypal sowie den Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard
im boomenden Online-Handel ein heimisches Bezahlangebot entgegenzusetzen.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten eine Möglichkeit bekommen, Einkäufe im
Internet schnell und einfach per Anbindung an ihr Girokonto zu bezahlen. Die
deutsche Kreditwirtschaft warb damit, dass Bezahldaten in diesem Fall bei der
Hausbank und auf Servern in Deutschland bleiben.

Im Frühjahr 2021 führte die Deutsche Kreditwirtschaft ihre
Online-Bezahlverfahren Paydirekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay
zusammen. Doch die Resonanz bei Verbrauchern wie Händlern blieb verhalten,
obwohl erst im April dieses Jahres verkündet wurde, das der Tankstellenbetreiber
Esso als weiterer Händler gewonnen wurde, bei dem per Giropay via Smartphone-App
bezahlt werden kann. Währenddessen baute Paypal über die Jahre seine
Marktposition in Deutschland aus und kommt aktuell nach eigenen Angaben auf 35
Millionen aktive Kundenkonten hierzulande.

Arbeiten an europäischem Bezahlverfahren

Die Bereitschaft, weiteres Geld in Paydirekt/Giropay zu investieren, war dem Vernehmen nach angesichts der mauen Erfolgsbilanz gering. Dazu kommt: Auf
europäischer Ebene wird derzeit das Bezahlsystem EPI (European Payments
Initiative) vorangetrieben - auch mit deutscher Unterstützung. Dadurch wirke es,
"als hätte die hiesige Kreditwirtschaft ihre deutsche Lösung zugunsten der
künftigen europäischen Lösung aufgegeben", schreibt der Branchennewsletter
"Finanz-Szene". "Richtig hieran ist: Ob es Sinn gemacht hätte, die Paydirekt
neben EPI aufrechtzuerhalten, wird von vielen Marktteilnehmern bezweifelt.
Ebenfalls zur Wahrheit gehört allerdings, dass sich die 2015 gegründete
Paydirekt auch unabhängig von EPI nie wirklich am Markt durchgesetzt
hat."/ben/DP/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Mastercard A0F602 NYSE 432,460 24.07.24 20:13:09 -9,260 -2,10% 432,260 432,660 434,000 441,720
Deutsche Bank Aktiengesellscha 514000 NYSE 15,555 24.07.24 20:13:00 -1,485 -8,71% 15,550 15,560 16,770 17,040
COMMERZBANK AG CBK100 Xetra 15,340 24.07.24 17:35:15 -0,185 -1,19% 0,000 0,000 15,500 15,525
PayPal Holdings A14R7U NASDAQ 58,795 24.07.24 20:13:07 -0,915 -1,53% 58,790 58,800 59,550 59,710

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