29.05.2024 19:23:40 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: VW setzt bei Elektro-Hochlauf auf 'Europe Speed'

(Aktualisierung: Abstimmungsergebnisse 7. Absatz, 2. Satz)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Volkswagen will trotz der aktuellen
Flaute bei E-Autos das Tempo bei der E-Mobilität hoch halten. "Wir sehen in der
Elektro-Mobilität die Zukunft der Automobilindustrie", sagte Konzernchef Oliver
Blume am Mittwoch bei der Online- Hauptversammlung in Wolfsburg. Bei der
Entwicklung neuer Fahrzeuge wolle man das Tempo sogar noch erhöhen. Innerhalb
von drei Jahren will der Konzern ein neues Einsteiger-Elektromodell für rund 20
000 Euro auf die Straße bringen. Damit werde man zeigen: "Volkswagen ist in der
Lage, schnell zu entwickeln. Effizient und effektiv - mit Europe Speed." Bisher
dauerte die Entwicklung neuer Modelle bei VW meist fünf Jahre.

Das neue Tempo ist Teil von Blumes Plan, den Konzern fit für die Zukunft zu
machen und auf die Zeit nach dem Verbrennermotor vorzubereiten, mit denen die
Wolfsburger bisher noch das meiste Geld verdienen. Von der Politik forderte
Blume mehr Unterstützung für den Elektro-Kurs. "Wichtig ist, dass der Hochlauf
der E-Mobilität von allen Seiten unterstützt wird. Auch seitens der Politik
bedarf es einer klaren Haltung." Die Hersteller bräuchten jetzt vor allem
Planungssicherheit. In der EU wurden zuletzt Stimmen laut, die ein Abrücken von
dem Ziel fordern, 2035 komplett auf E-Autos umzustellen.

Produktion in Deutschland zu teuer

"Der 20 000-Euro-VW wird bei attraktivem Preis Maßstäbe in Sachen Design,
Qualität, Ausstattung und Technologie setzen", sagte Oliver Blume mit Blick auf
das neue Modell mit dem Arbeitstitel ID.1, für das der Vorstand am Vortag grünes
Licht gegeben hatte. Und bauen werde VW es in Europa. Wo genau in Europa das
Auto gebaut werden soll, ließ VW noch offen. Deutschland komme aber nicht
Betracht, fügte Blume hinzu. Bereits den 2026 geplanten ID.2all für 25 000 Euro
hatte VW aus Kostengründen an die Konzerntochter Seat nach Spanien vergeben.

Protest im Saal wie vor einem Jahr in Berlin musste Blume dieses Mal nicht
befürchten. Der Konzern hatte seine Aktionäre vorsorglich nur digital zur
Online-Hauptversammlung eingeladen. Protest von Klimaaktivisten gab es in
Wolfsburg dennoch - aber nur im kleinen Umfang: Einige Aktivisten besetzten ein
Dach am Tor, hängten Transparente auf und luden zu einer Kundgebung mit einigen
wenigen Teilnehmern vor dem Werk. Im vergangenen Jahr hatten Klima- und
Menschenrechtsaktivisten die Präsenz-Versammlung im Berlin CityCube noch
empfindlich gestört, VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche (80) wurde auf dem Podium
nur knapp von einem Tortenwurf verfehlt.

Aktionärsvertreter kritisieren die Entscheidung, jetzt wieder rein virtuell
zu tagen. "In Berlin mussten Sie sich vor der auf Sie zufliegenden Torte
wegducken, und heute - im virtuellen Raum - ducken Sie sich vor Ihren Aktionären
weg", sagte Ingo Speich von der DekaBank. "Das ist sehr bedauerlich und schadet
nicht nur der Unternehmens-, sondern insbesondere der Aktionärskultur in
Deutschland." Das während der Corona-Pandemie eingeführte Format dürfe nicht zum
Regelfall werden, forderte auch Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der
Kapitalanleger.

Blume will Doppelrolle behalten

Grund zur Sorge ist für Aktionärsvertreter weiter auch die Doppelfunktion
von Blume, der seit fast zwei Jahren sowohl bei Porsche als auch bei VW an der
Spitze steht. "Auch für einen Top-Manager hat der Tag nur 24 Stunden", sagte
Janne Werning von Union Investment. "Ihr Vorgänger war mit einem Konzern schon
mehr als ausgelastet und konnte die enormen Herausforderungen nicht meistern",
fügte Ingo Speich von der DekaBank mit Blick auf den früheren VW-Chef Herbert
Diess hinzu. Blume wies die Kritik zurück: Er sei sich der Doppelbelastung
bewusst, sei aber überzeugt, dass sich die Funktionen ergänzten und beide
Unternehmen davon profitieren. Er habe daher keine Pläne, dran etwas zu ändern.

Kritik gab es an der erneuten Kandidatur des Porsche-Enkels Hans-Michel
Piëch für den VW-Aufsichtsrat, der mit 82 Jahren die eigentlich geltende
Regelaltersgrenze von 75 Jahren längst überschritten hat. Am Ende wurden alle
Vorschläge des Unternehmens von den stimmberechtigten Aktionären mit großer
Mehrheit gebilligt, auch die Wiederwahl Piëchs. Die Mehrheitsverhältnisse bei
Volkswagen sind klar verteilt: Die Stimmrechte liegen zu rund 90 Prozent bei den
Hauptaktionären Porsche SE , Land Niedersachsen und dem
Staatsfonds aus Katar. Die Vorzugsaktionäre - und damit der überwiegende Teil
der Kleinanleger - haben auf der Hauptversammlung zwar Frage- und Rederecht,
aber kein Stimmrecht./fjo/DP/stk
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PORSCHE AUTOM.HLDG VZO PAH003 Frankfurt 43,120 20.06.24 19:02:18 +0,510 +1,20% 0,000 0,000 42,820 43,120

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