07.07.2024 15:01:26 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Ein Jahr auf dem Mars: Nasa-Simulation beendet

HOUSTON (dpa-AFX) - Nach etwas mehr als einem Jahr haben vier Freiwillige
ein Nasa-Experiment zum möglichen Leben auf dem Planeten Mars abgeschlossen. Die
erste Mission des sogenannten "Chapea"-Programms endete am Samstag (Ortszeit) in
Houston (Texas), nachdem die zwei Frauen und zwei Männer das 160 Quadratmeter
große Mars-Simulationsgelände verlassen hatten.

Das Projekt mache es möglich, "wichtige Dinge über komplexe Systeme zu
lernen, und es wird die Reise zum Mars und zurück viel sicherer machen", sagte
die technische Leiterin der US-Weltraumbehörde Nasa, Julie Kramer. Sie kündigte
weitere ähnliche "Chapea"-Missionen für 2025 und 2027 an.

Das Nasa-Experiment war auf etwas mehr als ein Jahr angelegt: Vier Personen
lebten 378 Tage auf dem Nasa-Gelände. Das fensterlose "Mars Dune Alpha" wurde
mithilfe eines 3D-Druckers geschaffen. Die Freiwilligen durften es nicht
verlassen.

Dem Roten Planeten näher gerückt

Die sichtlich gerührten Probe-Astronauten traten mit kurzen Botschaften vor
die Kameras, bevor sie wieder zurück zu ihren Familien durften. "Wir können
diese Dinge gemeinsam schaffen", sagte Ross Brockwell mit Blick auf eine Reise
zum Mars. "Wir können unseren Sinn für Wunder und Zielstrebigkeit nutzen, um
Frieden und Wohlstand zu erreichen und Wissen und Freude zum Wohle aller
Menschen auf der ganzen Erde freizusetzen."

Das Nasa-Experiment sei eine wunderbare Erfahrung gewesen, so Brockwell
weiter. "Und ich hoffe wirklich, dass wir dadurch der Realität, Menschen auf dem
Mars zu sehen, ein Stück näher kommen." Das "Chapea"-Programm (Crew Health and
Performance Exploration Analog) soll der Nasa dabei helfen, eines Tages wieder
Menschen auf den Mond - und später auch zum Mars - zu bringen.

Frühestens in den 2030er-Jahren könnte es nach derzeitigem Planungsstand so
weit sein. Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten
"Artemis"-Programm will die Nasa erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert
wieder Menschen auf den Mond bringen - darunter auch den ersten nicht weißen
Menschen und die erste Frau. Das langfristige Ziel von "Artemis" ist die
Errichtung einer permanenten Mondbasis als Grundlage für bemannte Missionen zum
Mars.

Von der Erde zum Mond zum Mars

Die vier Teilnehmer der ersten "Chapea"-Mission waren dabei keine
ausgebildeten Nasa-Astronauten. Bewerben durfte sich jeder zwischen 30 und 55
Jahren, der "gesund und motiviert" ist, nicht raucht und die US-amerikanische
Staatsbürgerschaft oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung sowie einen
naturwissenschaftlichen Universitätsabschluss und mindestens 1000 Flugstunden
vorzuweisen hat.

Ausgewählt wurden neben Brockwell, der öffentliche Bauarbeiten im
US-Bundesstaat Virginia organisiert, die Biologin Kelly Haston aus San
Francisco, der Arzt und dreifache Vater Nathan Jones aus dem US-Bundesstaat
Illinois und die Mikrobiologin Anca Selariu.

SMS zu Angehörigen brauchen 22 Minuten

Ein Jahr lang lebten die vier auf 160 Quadratmetern - mit etwa zwei mal drei Meter großen Schlafzellen, einer Art Wohnzimmer mit Fernseher und Sesseln,
Arbeitstischen mit Computern und einer medizinischen Station. Mit Familie und
Freunden kommunizieren durften die vier Insassen - allerdings in "Mars-Zeit",
das heißt, dass sogar das Übermitteln einer kurzen SMS meist 22 Minuten dauerte.

In einem kleinen Außenbereich simulierten die vier Bewohner
Mars-Außeneinsätze. Daneben standen die Instandhaltung der Anlage und Sport
unter anderem auf Heimtrainern an. "Um es so Mars-realistisch wie möglich zu
machen, ist die Crew auch mit Umweltstress-Faktoren konfrontiert - zum Beispiel
limitierten Ressourcen, Isolation und kaputtgehender Ausrüstung", hieß es von
der Nasa. Es ging dabei auch darum, die Reaktion der Astronauten auf die
psychische Belastung zu studieren.

"Chapea" ist nicht das erste Experiment dieser Art. Unter anderem sammelte
die Nasa schon in einem Simulationsgelände auf Hawaii mit den "Hi
Seas"-Missionen Erfahrungen und Daten, ebenso die Raumfahrtbehörden Europas,
Russlands und Chinas vor knapp 15 Jahren mit dem "Mars 500"-Projekt. Und es soll
weitergehen: Die Nasa hat zwei weitere "Chapea"-Missionen in Planung, die
nächste soll im Frühjahr 2025 starten./scb/DP/he

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