15.05.2024 18:44:07 - dpa-AFX: WDH/VERMISCHTES: Italien will 'Problembärin' JJ4 nach Deutschland umsiedeln

(Berichtigung: Nach Angaben der Stiftung für Bären soll das Tier nicht nach
Worbis gebracht werden. Die Position wurde ergänzt, die Überschrift angepasst
und Meldung durchgehend bearbeitet.)

TRIENT (dpa-AFX) - Die "Problembärin" JJ4 aus der norditalienischen Provinz
Trentino soll nach Angaben der Provinzregierung in ein Bärenreservat in
Deutschland umgesiedelt werden. Zwischen ihr und Ansprechpartnern in Deutschland
liefen Gespräche, sagte der zuständige Assessor Roberto Failoni am Dienstag der
Zeitung "Corriere del Trentino". Er erwähnte einen von der Stiftung für Bären
betriebenen Bärenpark in Deutschland. Die Stiftung verfügt über Reservate in Bad
Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald sowie im thüringischen Worbis.

Failoni sagte, der Umzug der Bärin, die vor mehr als einem Jahr einen
26-jährigen Jogger in einem Wald attackiert und getötet hatte, werde bis zum
Herbst vollzogen. Failoni nannte im Gespräch mit dem "Corriere del Trentino" den
Bärenpark in Worbis: "Sobald wir so weit sind, werden wir den Prozess in enger
Zusammenarbeit mit dem alternativen Bären- und Wolfspark Worbis abschließen, mit
vollem Respekt für das Tier." Die Stiftung dementierte auf Nachfrage, dass JJ4
dorthin umgesiedelt werde. Zunächst hatte der MDR berichtet.

JJ4 lebt derzeit in einem Gehege nahe Trient. Der Sprecher der Stiftung für
Bären, Christopher Schmidt, sagte am Mittwoch, für Wildbären sei Gefangenschaft
schlimm. "Das Ziel für uns ist es, die bestmögliche Variante für das Tier zu
finden", sagte er. Wenn man helfen könne, und es sich herausstellen sollte, das
man für die Bärin die beste Alternative sei, "dann wird es so sein". Eine
mögliche Umsiedelung würde nach seiner Einschätzung aber noch lange dauern. "Das
ist eine Wildbärin. Das heißt, wir müssen eine komplett neue Anlage bauen oder
zumindest eine bestehende Anlage umbauen, damit sie wildtiersicher ist."

Es war unklar, ob Failoni möglicherweise den Bärenpark im Schwarzwald statt
in Worbis meinte. Auch falls die Bärin in den Schwarzwald kommen sollte, wäre
sie nicht für Besucher zugänglich, machte Schmidt deutlich. "Das Tier in
Gefangenschaft zu stecken, geht nicht tierleidfrei."

Seit dem tödlichen Vorfall im April 2023 streiten sich die Provinzregierung
um den Regionalpräsidenten Maurizio Fugatti und Tierschützer vor Gericht um das
Schicksal der Bärin. Die Provinz ordnete an, das Tier zu erlegen. Gerichte
stoppten das Dekret nach Eilanträgen von Tierschützern. JJ4 wurde lebend
gefangen und vorläufig in ein Gehege nahe Trient gebracht. Seither schwelt in
Italien eine hitzige Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch in den
Wäldern der bei Touristen und Wanderern beliebten Provinz.

Ende Mai tagt nach Failonis Worten der Staatsrat der Provinz zum Thema. Dann soll die endgültige Entscheidung offiziell gemacht werden. Die Verlegung werde
voraussichtlich vier bis fünf Monate dauern, damit das Parkgehege angepasst
werden kann, so Failoni weiter.

In dem Reservat im Schwarzwald befinden sich laut Webseite des Bärenparks
insgesamt neun Bären. Dort ist seit 2010 die Bärin Jurka, die Mutter von JJ4,
untergebracht. Im Bärenreservat im thüringischen Leinefelde-Worbis leben ebenso
neun Bären./rme/DP/men

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH