13.05.2024 18:50:49 - dpa-AFX: WDH: Sechs Jahre Freiheitsstrafe für Ex-Manager des Steinhoff-Konzerns

Der Absatz zum vom Gericht festgestellten Schaden wurde an die 2. Stelle
gezogen. Zudem wurde präzisiert, dass es sich bei den 26 Millionen um die Summe
aus der ursprünglichen Anklage handelt.)

BREMEN (dpa-AFX) - Das Landgericht Oldenburg hat einen ehemaligen Manager
des Möbelkonzerns Steinhoff wegen Steuerhinterziehung in
Millionenhöhe zu sechs Jahren Haft verurteilt. Weil die Ermittlungen zu lange
gedauert hätten, müsse der 65-Jährige aber nur für vier Jahre ins Gefängnis,
sagte ein Sprecher des Landgerichts Oldenburg nach Prozessende am Montag.
Außerdem verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe von 720 Tagessätze zu
je 350 Euro. (Aktenzeichen 2 KLs 25/22)

Das Gericht geht von einem Steuerschaden von 6,7 Millionen Euro aus und
sprach den Ex-Manager in 20 Fällen für schuldig. Nach Auffassung der Kammer
hinterzog der Angeklagte zwar nicht absichtlich Steuern. Als gelernter
Buchhalter müsse ihm aber bewusst gewesen sein, dass sich Bilanzfälschungen auch
auf die Steuer auswirken.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Angeklagten ursprünglich vorgeworfen, mehr
als 26 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Der Geschäftsführer von
europäischen Firmen des Konzerns soll bei den Finanzbehörden zwischen Oktober
2008 und August 2012 falsche Angaben gemacht haben. Zu Prozessbeginn Mitte
Februar hatte der Angeklagte gestanden, Bilanzwerte bewusst geändert zu haben.
Die genauen Auswirkungen auf die Steuern habe er nicht im Blick gehabt, sagte er
damals.

Bei dem Strafmaß seien auch zwei andere Urteile gegen den Geschäftsmann
eingeflossen, sagte der Gerichtssprecher. Das Gericht hatte den Ex-Manager schon
zuvor wegen privater Steuerhinterziehung von rund 2,9 Millionen Euro und
unrichtiger Darstellung in Bilanzen verurteilt. Er erhielt damals eine
Bewährungsstrafe, eine Geldstrafe und eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und
drei Monaten. Diese Strafen hätten sich mit dem Urteil vom Montag nun erübrigt,
erklärte der Gerichtssprecher. Das Urteil sei nicht rechtskräftig.

Steinhoff mit Sitz in Westerstede galt lange als Europas zweitgrößter
Möbelkonzern. In Deutschland war die Firma für die Kette Poco bekannt, die
mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist. Das Bekanntwerden
der Bilanzmanipulationen vernichtete 2017 den Börsenwert des Unternehmens fast
vollständig./miu/DP/he

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