19.06.2024 06:30:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: Sommer, Sonne, Strand - Bundesbürger zu den Sommerferien in Reiselaune

HANNOVER (dpa-AFX) - Die Menschen in Deutschland sind in Reiselaune. Vor dem
Start der Sommerferien, die am Donnerstag als erstes in Thüringen und Sachsen
beginnen, berichten Veranstalter von kräftiger Nachfrage und teilweise schon
ausgebuchten Hotels. "Die Deutschen sind in diesem Jahr in großer Reiselaune",
sagt Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband (DRV). Nach den
Reisebeschränkungen der Corona-Jahre stehe Urlaub bei den Deutschen nun wieder
ganz oben auf der Wunschliste - "allen wirtschaftlichen Entwicklungen zum
Trotz".

Zwei Drittel wollen in den Urlaub

Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im
Auftrag der Norisbank planen 63,5 Prozent der Bundesbürger im Sommer eine
Urlaubsreise. Das sei der höchste Wert seit fünf Jahren und mehr als im
Vor-Corona-Jahr 2019. Beim weltgrößten Reisekonzern Tui war im
Mai 60 Prozent des Sommerprogramms ausgebucht. Der Branchenzweite DER Touristik
mit den Marken Dertour, ITS und Meiers Weltreisen berichtet ebenfalls von
starken Buchungszahlen. "Wir sehen, dass die Nachfrage weiter zunimmt", sagt
eine Sprecherin. "Reisen bleibt auch 2024 Priorität." Beide Veranstalter wollen
nach der Insolvenz des Konkurrenten FTI Anfang Juni ihr Kapazitäten nun noch
einmal aufstocken, um zusätzliche Plätze zu schaffen.

Urlauber zieht es ans Mittelmeer

Nach den Reisebeschränkungen während der Corona-Jahre ziehe es die Urlauber
wieder in die Ferne, sagt Tourismusexperte Torsten Kirstges von der Jade
Hochschule in Wilhelmshaven. "Die klassischen Zielgebiete sind wieder im
Kommen." Vor allem rund ums Mittelmeer: allen voran Spanien, aber auch Italien,
die Türkei und Griechenland. "Mallorca läuft besonders gut", sagt ein
Tui-Sprecher. Konzernchef Sebastian Ebel hatte im Mai gewarnt, auf der
beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen könnten im Sommer die Plätze knapp
werden. Auch auf beliebten griechischen Inseln könne es eng werden, ergänzt sein
Sprecher.

Konkurrenten umwerben FTI-Kunden

Der Reiselust werde auch die FTI-Insolvenz keinen Dämpfer geben, glaubt
Kirstges. "Das wird unmittelbar keine großen Auswirkungen haben auf das
Reiseverhalten." Der Markt werde längst neu verteilt. "Es gibt genug Angebote
der anderen Veranstalter, die sich jetzt um die Kunden bemühen." Und dank der
Absicherung durch den Deutschen Reisesicherungsfonds können Pauschalreisende mit
einer Erstattung ihrer bereits gezahlter Gelder rechnen. Nur die wenigsten
FTI-Kunden würden daher wohl ganz auf den Sommerurlaub verzichten. "Das wird nur
eine verschwindend kleine Minderheit sein", glaubt Kirstges.

Fernreisen wieder gefragt

Insgesamt sehe man deutlich, dass wieder mehr geflogen wird. "Flugreisen
haben seit 2022 wieder stark zugenommen und inzwischen wieder mindestens das
Niveau vor Corona erreicht", sagt Kirstges. Und das trotz gestiegener
Ticketpreise. Viele zieht es dabei nicht nur ans Mittelmeer, sondern gleich nach
Asien oder Amerika. "Es werden wieder mehr Fernreisen gebucht. Das ist jetzt
wieder stark im Kommen", sagt Kirstges. "Da gibt es auf jeden Fall
Nachholbedarf, nachdem das zur Corona-Zeit ganz weggefallen war." Ziele in Asien
wie die Malediven, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und Indonesien seien "gefragt
wie nie", berichtet eine Sprecherin von DER Touristik. Ebenso Nordamerika,
Mauritius und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Urlauber geben mehr aus

Für den Urlaub müssen die Kunden allerdings auch tiefer in die Tasche
greifen. "Es ist teurer geworden. Die Reiseausgaben sind gestiegen, auch wegen
der Inflation", sagt Kirstges. Der Reiselust tue das aber keinen Abbruch.
"Gespart wird eher, indem man ein, zwei Tage kürzer verreist, oder im Urlaub
etwas weniger Geld vor Ort ausgibt." Am Urlaub selbst dagegen werde nicht
gespart, heißt es übereinstimmend bei Tui und DER Touristik. Im Gegenteil: Viele
Kunden würden sogar mehr ausgeben und bessere Hotels oder Extras buchen,
berichten beide Veranstalter. Und auch Kreuzfahrten sind wieder im Kommen. Viele
Schiffe seinen schon komplett ausgebucht, heißt es bei Tui.

Deutschland bleibt Reiseziel Nummer 1

Von der Reiselust profitieren auch die Urlaubsregionen im Inland. "Das
wichtigste Reiseziel der Deutschen ist ja nach wie vor Deutschland", sagt
Kirstges. Rund ein Viertel aller Urlauber bleibe im eigenen Land. "Gefragt sind
die Küsten an Nord- und Ostsee. Aber auch Bayern und die Berge." Daran werde
auch das aktuelle Hochwasser in Teilen Bayerns nichts ändern. "Das wird sich
kaum auswirken, das haben wir auch bei früheren Naturkatastrophen gesehen. Wenn
das Hochwasser vorbei ist und die touristische Infrastruktur heile ist, dann
reisen die Leute da auch wieder hin."

Entsprechend zuversichtlich blickt man in Niedersachsen in die bevorstehende Saison. "Die Buchungslage für die Inseln, das Binnenland und die Küste ist gut",
berichtet eine Sprecherin der Tourismus-Agentur Nordsee in Wilhelmshaven. Die
Auslastung liege im Schnitt zwischen 75 und 90 Prozent. Weniger euphorisch zeigt
man sich in Schleswig-Holstein. Nach einem zunächst guten Start laufe das
Reisejahr jetzt eher durchwachsen, sagt Bettina Bunge von der Tourismus-Agentur
Schleswig-Holstein. "In alle Regionen sind für den Sommer noch Kapazitäten
vorhanden."

In Bayern dagegen zeigt sich die Brache optimistisch. "Wir sind
zuversichtlich und hoffnungsvoll und freuen uns auf eine gute Sommersaison",
sagt Thomas Geppert vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern.
Befürchtungen, dass es nach den Überschwemmungen zu einer Stornierungswelle
kommen könnte, die möglicherweise auch nicht vom Hochwasser geschädigte Gegenden
trifft, sind allerdings noch nicht vom Tisch. Noch habe man kein klares Bild,
sagt Geppert. Von einzelnen Betrieben höre man aber von Stornierungen.

Längst verflogen ist dagegen die Hoffnung, der Inlandstourismus könnte den
Boom halten, den er während der Reisebeschränkungen in den Corona-Jahren
erlebte. "Das hat sich jetzt alles wieder relativiert", sagt Kirstges. "Das ist
wieder zurück auf normalem Niveau."/fjo/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
TUI AG NA O.N. TUAG50 Frankfurt 7,630 05.11.24 16:28:35 -0,018 -0,24% 7,656 7,726 7,674 7,648

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH