22.05.2024 14:09:21 - dpa-AFX: POLITIK: Bystron will vorerst auf Wahlkampfauftritte verzichten

BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach Durchsuchungen wegen des Verdachts auf
Geldwäsche und der Bestechlichkeit will der AfD-Bundestagsabgeordnete Petr
Bystron, die Nummer zwei auf der Europawahlliste der Partei, vorerst nicht mehr
im Wahlkampf der Partei auftreten. Bystron verwies auf Nachfrage am Mittwoch auf
familiäre Gründe für diesen Schritt.

"Meine engsten Familienmitglieder sind zum wiederholten Mal Opfer einer
Hausdurchsuchung und medialer Hetze geworden", sagte Bystron der Deutschen
Presse-Agentur. "Wer nicht versteht, dass ich mich zuerst um die kümmern muss,
hat kein Herz." Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über Bystrons vorläufigen
Rückzug berichtet.

Bystrons Ankündigung kam mehrere Tage, nachdem ihn die AfD-Vorsitzenden
Alice Weidel und Tino Chrupalla aufgefordert hatten, auf weitere Auftritte im
Europawahlkampf zu verzichten. In einer E-Mail des AfD-Bundesgeschäftsführers an
Bystron hieß es, Weidel und Chrupalla hätten miteinander abgestimmt, dass
Bystron bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe beziehungsweise der
gegen ihn laufenden Ermittlungen auf weitere Auftritte im Rahmen des
Europawahlkampfes der AfD verzichten solle.

Damit muss die AfD im Europawahlkampf vorerst ohne die beiden Kandidaten an
der Spitze ihrer Liste auskommen. Für Spitzenkandidat Maximilian Krah hat der
Bundesvorstand der Partei ein Auftrittsverbot verhängt, wie ein Parteisprecher
am Mittwoch mitteilte. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über diesen Schritt
berichtet. Hintergrund sind umstrittene Äußerungen Krahs zur SS und ein darüber
entbrannter Streit mit der französischen Rechtspartei Rassemblement National.

Beide Kandidaten sind aber schon seit Wochen wegen möglicher Verbindungen zu prorussischen Netzwerken in den Schlagzeilen. Staatsanwaltschaften prüfen laut
Medienberichten mögliche Geldzahlungen bei beiden Politikern. Zudem wurde ein
Mitarbeiter Krahs wegen mutmaßlicher Spionage für China verhaftet.

Der Bundestag hatte am Donnerstag die Immunität von Bystron aufgehoben, weil die Generalstaatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und
der Geldwäsche gegen ihn ermittelt. Polizisten durchsuchten unter anderem sein
Abgeordnetenbüro in Berlin. Bystron selbst bezeichnete das Verfahren gegenüber
"Zeit online" als politisch motiviert. "Das Verfahren wird eingestellt werden,
wenn die Wahl vorbei ist", zitierte ihn das Portal./fjm/DP/ngu

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