20.05.2024 12:20:50 - dpa-AFX: POLITIK/Nach Eklat um Milei: Spanien bestellt argentinischen Botschafter ein

MADRID (dpa-AFX) - Nach der Verbalattacke des argentinischen Präsidenten
Javier Milei auf den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez und dessen Frau
Begoña hat sich die diplomatische Krise zwischen beiden Ländern zugespitzt. Der
spanische Außenminister José Manuel Albares sagte am Montag im staatlichen
Fernsehsender RTVE, er habe den argentinischen Botschafter in Madrid persönlich
einbestellt. Man verlange von Milei eine "öffentliche Entschuldigung",
andernfalls werde man Maßnahmen ergreifen. Laut RTVE und anderen gewöhnlich gut
informierten Medien erwägt Madrid den Abbruch der Beziehungen. Ein
Regierungssprecher in Buenos Aires schloss eine Entschuldigung zunächst aus.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung der spanischen Rechtspopulisten (Vox) zur
Europawahl hatte der ultraliberale Milei am Sonntag in Madrid die Linksregierung
von Sánchez scharf kritisiert und die Frau des Sozialisten, Begoña Gómez, als
"korrupt" bezeichnet. Die erste Antwort Madrids ließ nicht lange auf sich
warten: Sie rief noch am Sonntag ihre Botschafterin in Buenos Aires zu
Konsultationen und "für unbefristete Zeit" zurück.

Albares warf Milei am Montag "Einmischung in die inneren Angelegenheiten"
Spaniens vor. "Ein ausländisches Staatsoberhaupt besucht nicht in ein Land, um
dessen Institutionen zu beleidigen", sagte der Minister. Am Sonntag hatte
Albares von einem "Frontalangriff auf unsere Demokratie, auf unsere
Institutionen und auf Spanien" gesprochen.

Beim Auftritt in Madrid war Milei wie ein Rockstar gefeiert worden, wie die
Zeitung "El Mundo" schrieb. Der Mann, der sich als "Anarchokapitalist"
bezeichnet, begeisterte die mehr 10 000 Teilnehmer mit Aussagen wie man müsse
"dem verdammten und krebsartigen Sozialismus basta" sagen. Sozialismus führe "zu
Sklaverei oder Tod", soziale Gerechtigkeit sei "immer ungerecht". "Herzlichen
Dank, Javier Milei, für den Schrecken, den du den Linken des Westens eingejagt
hast", sagte Vox-Präsident Santiago Abascal.

An dem Treffen nahmen hochrangige rechte, rechtspopulistische und
nationalkonservative Politiker auch aus dem Ausland teil, darunter Marine Le Pen
von der französischen Partei Rassemblement National, der Portugiese André
Ventura, der Chilene José Kast und auch der israelische Minister für soziale
Gleichheit, Amichai Chikli. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni
schaltete sich per Video zu und Ungarns Regierungschef Viktor Orbán schickte
eine Botschaft, in der er die Wahl zum Europäischen Parlament vom 6. bis 9. Juni
als "einen großen gemeinsamen Kampf" gegen ein Europa bezeichnete, das
"massenhafte illegale Migration" fördere./er/DP/ngu

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