11.07.2024 15:18:30 - dpa-AFX: Ökonomen-Stimmen zur rückläufigen US-Inflation

WASHINGTON (dpa-AFX) - In den USA hat sich der Preisauftrieb im Juni stärker
abgeschwächt als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um
3,0 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington
mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 3,3 Prozent betragen. Analysten hatten im
Schnitt mit einer Abschwächung auf 3,1 Prozent gerechnet.

An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die US-Notenbank im weiteren
Jahresverlauf ihre Leitzinsen senken könnte. Noch hat die Fed aber keine klaren
Signale gegeben, wann dies geschehen könnte. Die Einschätzung von Experten im
Überblick:

Volkswirte Christoph Balz und Bernd Weidensteiner von der Commerzbank:

"Die überraschend günstigen Zahlen gehen nicht nur auf Preisrückgänge bei
einigen für starke Schwankungen bekannten Gütern wie den Flugreisen zurück,
sondern auch bei den normalerweise recht stabilen Mieten ist eine Beruhigung zu
sehen. Damit dürfte sich der Inflationsrückgang tendenziell fortsetzen. Eine
erste Zinssenkung der Fed ist nur noch eine Frage der Zeit."

Volkswirt Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen:

"Die Preise sinken im Juni unerwartet und so kommt die
Gesamt-Jahresinflationsrate stärker zurück als erwartet. Auch bei den
Kernpreisen ist der Preisauftrieb schwach und bleibt hinter den Erwartungen
zurück. In der Folge gibt auch die Kernjahresrate überraschend nach. Die
Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed bekommen neue Nahrung, obwohl die
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder und unerwartet kräftig gesunken sind.
Eine Senkung bereits im Juli ist daher aber wohl keine realistische Option."

Volkswirt Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg:

"Der unterliegende Preisdruck war im Juni so gering wie zuletzt im April
2021. Besonders erfreulich ist, dass die Teuerung im Dienstleistungssektor, die
der US-Notenbank bis dato große Sorgen bereitet, im Juni ebenfalls spürbar auf
dem Rückzug war. Die Federal Reserve steht damit zwar noch nicht Gewehr bei Fuß,
um ihren Leitzins bereits am 31. Juli erstmals zu senken. Der Weg für eine
Leitzinswende auf der September-Sitzung ist mit den heute veröffentlichten Daten
jedoch bereitet."

Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender MainSky Asset Management:

"Der heute veröffentlichte Rückgang der US-Inflationsrate im Juni auf drei
Prozent und insbesondere in der Kernrate auf 3,3 Prozent ist zusammen mit der
Abschwächung am Arbeitsmarkt gut genug, um die Fed im September zu einer
Zinssenkung zu bewegen. Damit würde sie sich in den globalen Zinssenkungszyklus
einreihen und als fünfte G10-Notenbank die Zinsen senken."

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