25.06.2024 18:29:17 - dpa-AFX: ROUNDUP: Russland blockiert Zugang zu 81 europäischen Medien

MOSKAU (dpa-AFX) - Russland hat als Reaktion auf das Ausstrahlungsverbot
mehrerer russischer Medien in Europa seinerseits 81 europäische
Medienunternehmen auf eine Schwarze Liste gesetzt. Die Ausstrahlung der
Programme und der Zugang zu den Internetseiten der Medien werde blockiert,
teilte das russische Außenministerium am Dienstag auf seiner Homepage mit. Von
den deutschen Medien sind "Der Spiegel", "Die Zeit" und die "Frankfurter
Allgemeine Zeitung" betroffen. In Österreich traf es die öffentlich-rechtliche
Rundfunkanstalt ORF und die Mediengruppe Österreich.

Auch der deutsch-französische Sender Arte steht auf der Verbotsliste.
Frankreich ist mit insgesamt neun gelisteten Unternehmen der am stärksten von
Moskau sanktionierte EU-Staat.

Die EU-Staaten hatten im Mai Sanktionen gegen die staatliche russische
Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die Regierungszeitung "Rossiskaja Gaseta", die
Plattform "Voice of Europe" sowie die kremlnahe Zeitung "Iswestija" beschlossen,
zu der auch ein Fernsehsender gehört. Damit werden sie in der gesamten EU
gesperrt. Nach Angaben der EU-Staaten dürfen die Medien und ihre Mitarbeiter
aber weiterhin in der EU arbeiten. Die Sperrung ist am Dienstag in Kraft
getreten.

"Diese Entscheidung ist ein weiterer, wenn auch wenig überraschender Schritt (des russischen Präsidenten Wladimir) Putins, die Medienvielfalt zu unterdrücken
und so die eigene Bevölkerung im Dunkeln zu halten", hieß es aus dem
österreichischen Außenministerium. Der Geschäftsträger der russischen Botschaft
in Österreich wurde in das Ministerium zitiert.

Das Außenministerium in Moskau begründete die Sperrung der europäischen
Medien einerseits als Reaktion auf die Maßnahme der EU, andererseits mit der
angeblichen Verbreitung von Falschmeldungen über Russlands Angriffskrieg gegen
die Ukraine. Sollte die EU die Beschränkungen gegen die russischen Medien
aufheben, sei auch Moskau bereit, über eine Aufhebung der Blockade nachzudenken.

In Russland sind viele Medien, die kritisch über die Politik von Kremlchef
Wladimir Putin berichten sowie Tausende Webseiten im Internet blockiert. Sie
sind - wie auch die gesperrten europäischen Medien - nur mit Hilfe eines
VPN-Servers erreichbar, also über eine Netzwerkverbindung, die von außen nicht
einsehbar ist und mit der Nutzer virtuell ihren Standort ändern können. Viele
Journalisten sitzen in Russland wegen angeblicher Diskreditierung der russischen
Armee in Haft. Der Prozess gegen den Journalisten Evan Gershkovich von der
US-Tageszeitung "Wall Street Journal" wegen angeblicher Spionage beginnt am
Mittwoch./bal/DP/jha

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH