28.06.2024 17:14:10 - dpa-AFX: ROUNDUP/D-Ticket statt Auto: Frankfurt stellt Umweltprämie vor

FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit einem Deutschlandticket für ein Jahr will die
Stadt Frankfurt Autofahrerinnen und Autofahrer zur Abmeldung des eigenen Autos
bewegen. Die Stadt wolle Menschen mit dem Jahresabo belohnen, die ihr Auto
endgültig abmelden, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) am
Freitag in Frankfurt. Die Umweltprämie gibt es ab dem 1. Juli und entspricht
einem Gegenwert von 588 Euro - also 12 Monaten des Deutschlandtickets.

Infrage kommt die Prämie für Bürgerinnen und Bürger, die ihren Erstwohnsitz
in Frankfurt haben und ihr Auto mit Verbrennungsmotor vor maximal drei Monaten
verschrottet oder an eine haushaltsfremde Person verkauft oder verschenkt haben.
Ob es sich dabei um den Erst-, Zweit- oder Drittwagen handelt, spielt dabei
keine Rolle.

"Gerade in den innenstadtnahen Stadtteilen sind die Fahrzeuge, die noch im
Privatbesitz sind, oft mehr Stehzeuge als Fahrzeuge - stehen nämlich eigentlich
die ganze Woche mehr oder weniger herum", sagte Siefert. Die Stadt wolle mit dem
Deutschlandticket den Umstieg vom privaten Pkw auf die umweltfreundlichen
Verkehrsmittel erleichtern. "Wir hoffen sehr, dass das Pilotprojekt hier in
Frankfurt auf eine gute Resonanz stößt", sagte der Grünen-Politiker.

"Wir rechnen mit 50 oder 60 Anträgen im Monat", sagte der Geschäftsführer
der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), Tom Reinhold. Nach der Rechnung gehe
man von jährlichen Kosten von bis zu 420 000 Euro für die Stadt aus - insgesamt
stehe eine halbe Million Euro als Budget für die Prämie zur Verfügung. Nach dem
Jahr soll geprüft werden, ob die Aktion fortgeführt wird.

Abmelde-Prämie auch in Marburg

Eine rein digitale Antragsstellung ist bisher nicht möglich - unter anderem, weil ein Auszug aus dem Fahrzeugregister vom Kraftfahrt-Bundesamt nötig ist.
Siefert zufolge ist auch das Thema Datenschutz ein Grund: "Wir hätten es lieber
digital gemacht, das geht aber nicht". Um die Prämie zu erhalten, müssen
Interessierte unter anderem die Auto-Abmeldung nachweisen und einen Antrag auf
die Umweltprämie stellen, ehe sie die Chipkarte mit dem Deutschlandticket
erhalten.

Damit die Prämie nicht missbraucht wird, soll bei Geförderten
stichprobenhaft überprüft werden, dass sie sich kein neues Auto angeschafft
haben. "Der Pkw sollte halt abgeschafft werden und dann auch weg sein und nicht
anschließend gleich wieder neu gekauft werden", sagte Reinhold.

Mobilitätsdezernent Siefert betonte, dass ein Umstieg vom Individualverkehr
für eine Stadt wie Frankfurt die logische Konsequenz sei, um Verkehrsansprüche
erfüllen zu können. So nehme der Autoverkehr im Verhältnis deutlich mehr
städtischen Raum ein.

Auch die Stadt Marburg hatte jüngst eine Abmelde-Prämie für Autos
eingeführt. Wer dort für ein Jahr seinen Privatwagen abmeldet oder abschafft,
bekommt eine Prämie im Wert von bis zu 1250 Euro. Mit einem Gutschein können die
Menschen in der mittelhessischen Stadt ein Jahr lang Carsharing nutzen, mit Bus
und Bahn fahren oder in Geschäften und in der Gastronomie bezahlen./osf/DP/mis

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