04.12.2023 10:30:02 - dpa-AFX: HINTERGRUND/Dringend gebraucht und doch gefährdet: Boden in der Landwirtschaft

MÜNCHEN/BONN (dpa-AFX) - Sonne, genug Regen - und guter Boden: Das sind die
Voraussetzungen für ertragreiche Landwirtschaft. Über Trockenheit und Hitze wird
vor allem im Sommer ausführlich diskutiert. Aber was ist mit dem Boden? Wie
reagiert er auf die Klimaveränderungen? Und wie leidet er unter intensiver
Landwirtschaft? Und was kann die Landwirtschaft tun, um den wertvollen Humus im
Boden zu erhalten?

Diese Frage können zum Beispiel die Experten der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantworten. Dort heißt es: "Über 90 Prozent
der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängen unmittelbar vom Boden ab, das
zeigt seine große Bedeutung für die Ernährungssicherung." In Deutschland jedoch
seien die Böden vermehrt durch Wind- und Wassererosion bedroht.

Wichtigster Bestandteil des Bodens ist der Humus. "Als Humus wird im
Allgemeinen die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz im Boden
bezeichnet", schreibt die BLE. "Humus ist für zentrale Funktionen wie das
Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit, den Wasserhaushalt, die
Nährstoffverfügbarkeit oder die Erosionsminderung von großer Bedeutung."

Synthetischer Dünger und "Ackergifte"

Humus gilt als wichtiger CO2-Speicher. "Und genau diese Speicherung von
Kohlenstoff in humusreichen Böden ist ein ganz wichtiger Beitrag zum
Klimaschutz", sagt Christine Hertrich vom Bund Naturschutz in Bayern vor dem Tag
des Bodens am Dienstag (5. Dezember). Intensive Landwirtschaft gefährde jedoch
Boden und Humus.

Beim Maisanbau zum Beispiel liege zwischen den Reihen viel Boden frei, der
bei Regen leicht abgetragen werde. Zudem werde zu viel synthetischer Dünger
eingesetzt. "Wir wissen auch, dass der Einsatz von Ackergiften das Bodenleben
schädigt", sagt Hertrich. Auch brachliegender Boden ohne Bewuchs schade. Dies
habe sich aber in den vergangenen Jahren gebessert: Es sei wichtig, dass der
Boden das ganze Jahr über begrünt ist. Inzwischen sei die Fördermittelvergabe
daran geknüpft.

Es gibt viele Überlegungen, Humus zu schützen, denn der Klimawandel mit
zunehmender Trockenheit und Starkregen bedroht die Humusschicht. "Angesichts
eines potenziellen Humusabbaus im Zuge des Klimawandels besteht Bedarf für ein
vorausschauendes Humusmanagement, um die Böden an den Klimawandel anzupassen und
ihre Ertragsfähigkeit und Funktionalität sicherzustellen", betonen die
Boden-Experten Martin Wiesmeier und Florian Ebertseder von der bayerischen
Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Bewährte Möglichkeiten seien zum Beispiel vielfältige Fruchtfolgen und
organischer Dünger wie Stallmist. Regelmäßige Untersuchungen seien notwendig, um
die Humusversorgung sicher bewerten zu können. "Eine gute Bodenstruktur und
-fruchtbarkeit kann vieles leisten: Sie liefert höhere Erträge mit guter
Qualität bei gleichem Faktoreinsatz, ist Lebensraum für zahlreiche Organismen,
absorbiert schädliche Einträge, baut organisches Material ab, setzt Dünger in
verfügbare Nährstoffe um und verbessert das Wasserhaltevermögen."

Grünland besser als Ackerboden

Christine Hertrich vom Bund Naturschutz sagt: "Ganz wichtig ist es, das
Grünland zu erhalten." Grünland binde mehr Humus als Ackerboden. Beim
Zwischenfruchtanbau sei es wichtig, auf tiefwurzelnde Pflanzen zu achten, da
diese den Boden besser durchlüften. "Ein wichtiger Aspekt ist es, die
Bodenverdichtung zu minimieren und zu verhindern." Sprich: Schwere Maschinen auf
dem Acker verdichten den Boden, verdichteter Boden enthält weniger Humus. Eine
Abkehr von immer größeren Maschinen sei nötig. Hier helfe aber die
Digitalisierung mit kleineren und autonom fahrenden Maschinen.

Im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung spielt auch der Humus eine Rolle
- vorgesehen ist, "dass das Kohlenstoffspeicherpotenzial der landwirtschaftlich
genutzten Böden verstärkt aktiviert werden soll", wie es bei der BLE
heißt./zk/DP/mis

--- Von Kathrin Zeilmann, dpa ---
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