05.07.2024 05:55:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: Verteidigungsministerium will mehr kleine Drohnen

BERLIN (dpa-AFX) - Eine Projektgruppe des Verteidigungsministeriums
empfiehlt der Bundeswehr einen breitangelegten Einsatz handelsüblicher
Kleindrohnen in der Truppe. "Die Nutzung von Klein- und Kleinstdrohnen soll
künftig breit in der Bundeswehr ermöglicht werden", sagte ein Sprecher des
Ministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Zuvor waren die
Obleute des Verteidigungsausschusses am Donnerstag in geheimer Sitzung über das
Ergebnis der sogenannten Task Force Drohne unterrichtet worden.

Um eine schnellere Beschaffung für Ausbildung und Darstellung
sicherzustellen, sei auch der Kauf marktverfügbarer Lösungen angelegt. "Hierbei
darf aber nur auf festgelegte Produkte zugegriffen werden, die entsprechende
Sicherheitsforderungen einhalten", erklärte der Sprecher.

Experten beklagen fehlende Fähigkeiten der Bundeswehr

Seit Jahren wird beklagt, dass die Bundeswehr bei der neuen Technologie und
vor allem beim Einsatz von billigen Kleindrohnen keine ausreichende
Anwendungserfahrung hat - und auch keinen Zugriff auf die nötigen Mengen.
Militärs beobachten, wie die Technik die Kriegsführung verändert hat. In der
Ukraine sind preiswerte Drohnen, wie sie auch in Baumärkten oder über den
Versandhandel bezogen werden können, zu einem militärischen Verbrauchsgut
geworden, oftmals mit Sprengstoff versehen und damit ausgestattet für einen
tödlichen Angriff.

"Die derzeit konkret in Beschaffung gebrachten Klein- und Kleinstdrohnen
werden nicht mit Wirkmitteln versehen", sagte der Sprecher dazu. Die Bundeswehr
verfüge mit der Drohne Heron TP jedoch über eine bewaffnungsfähige Drohne. Die
neue und mit Raketen bestückbare Aufklärungsdrohne der Bundeswehr war im Mai im
Luftraum über Norddeutschland in den praktischen Flugbetrieb gegangen. Sie ist
allerdings deutlich größer und teurer.

Kommandeure sollen selbst, schneller und mehr beschaffen können

Die Task Force Drohne hatte nach Angaben des Verteidigungsministeriums den
Auftrag, die aktuell mehr als 200 in der Bundeswehr existierenden Maßnahmen "zu
bündeln, zu koordinieren und konkrete Schritte einzuleiten". Neben der
Beschleunigung und Erhöhung des Umfangs von Beschaffungsvorhaben empfiehlt die
Projektgruppe eine Entbürokratisierung beim Kauf handelsüblicher Klein- und
Kleinstdrohnen durch Kommandeure. Diese Maßnahmen seien bereits eingeleitet. Der
Sprecher sagte: "Im Bereich der Klein- und Kleinstdrohnen kann nun in
Verantwortung des jeweiligen Kommandeurs mit diesen handelsüblichen Drohnen der
Umgang und die Abwehr geübt und ausgebildet werden."

Bald schon wieder veraltet: Es soll keine großen Lagerbestände geben

Für den Einsatz von Drohnen als Massenware raten die Experten nicht zu
Eigenentwicklungen und auch nicht zu umfangreicher Vorratshaltung, bei der
Geräte eingelagert werden, die aber dann bald schon veraltet sind. "Besonders
die Klein- und Kleinstdrohnentechnologie zeichnet sich derzeit durch ungemein
kurze Entwicklungszyklen aus. Die schnelle technische Evolution führt dazu, dass
die Bundeswehr unter anderem prüft, inwieweit Softwareupdates vertraglich
inkorporiert werden und die Hardware nicht jeden Veränderungszyklus durchlaufen
muss", sagte der Sprecher.

Die Task Force Drohne habe in ihrem ersten Aufschlag auch eine Palette von
Schutzmaßnahmen für die eigene Truppe vorgeschlagen. Der Sprecher erklärte dazu:
"Verschiedene technische Wirkmittel zur Signalstörung feindlicher Drohnen werden
ebenso beschafft wie elektronische Zielhilfen zur wirksamen Bekämpfung von
Drohnen. Auch die Entwicklung von nicht-letalen Anti-Drohnen-Drohnen (z.B. mit
Netzen) wird durch die Bundeswehr begleitet."/cn/DP/zb

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