29.05.2024 15:04:42 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Ungeliebter Streik am Bau endet mit Tarifeinigung

FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Rund 30 000 streikende Bauarbeiter und interner
Ärger bei den Arbeitgebern: Am Mittwoch ist im deutschen Bauhauptgewerbe ein
Tarifstreit beendet worden, den in dieser Form niemand gewollt hat. Die IG
Bauen-Agrar-Umwelt hat sich mit den Arbeitgebern auf ein Vertragswerk geeinigt,
das rückwirkend vom 1. April 2024 über drei Jahre gültig sein soll. Der
Vorschlag soll bis zum 14. Juni in den Gremien beraten werden. Bis dahin seien
die Arbeitskampfmaßnahmen ausgesetzt, teilten beide Seiten am Mittwoch gemeinsam
mit.

Für die ersten beiden Jahre liegt der Abschluss über den Empfehlungen des
Schlichters Rainer Schlegel. Im dritten Jahr kommt die eigentlich erst für
Dezember 2026 verabredete vollständige Angleichung der Ostlöhne ans Westniveau
nun acht Monate früher zum 1. April 2026. Zudem wird die unterste Lohngruppe 1
als Mindestlohn wieder eingeführt und überproportional angehoben.

Lohnangleichung Ost kommt schneller

In einem ersten Schritt steigen sämtliche Monatsgehälter pauschal um 230
Euro sowie um 1,2 Prozent im Westen und 2,2 Prozent im Osten. In der Lohngruppe
1 gibt es auch im Westen 2,2 Prozent, sodass das Mindestmonatsgehalt eines
Bauarbeiters auf gut 2500 Euro steigt. Die zweite Stufe sieht zum 1. April
nächsten Jahres 4,2 Prozent mehr im Westen und 5,0 Prozent im Osten sowie für
die Gruppe 1 vor. Ein Jahr später steigen dann die Westlöhne um 3,9 Prozent und
die im Osten vollständig auf das Westniveau. Dieser Schritt war im
vorangegangenen Tarifvertrag erst zum 1. Dezember 2026 verabredet gewesen.

Der Chef der IG Bauen Agrar Umwelt, Robert Feiger, wertete die Einigung als
Erfolg der Warnstreiks. "Dieses Ergebnis liegt im Volumen oberhalb des
Schlichterspruches, das haben wir immer gefordert. Es waren die
Baubeschäftigten, die sich dieses Ergebnis erstreikt haben." Er werde den
gewerkschaftlichen Gremien die Annahme empfehlen. Laut IG BAU haben sich in den
zweieinhalb Wochen rund 30 000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt.
Zielscheibe waren die unterschiedlichsten Betriebe, zuletzt am Mittwoch in
Hamburg.

Arbeitgeber uneins über Schlichterspruch

Die in zwei Verbände unterteilten Arbeitgeber hatten den Schlichterspruch
abgelehnt, obwohl eine Vielzahl der Landesverbände ihm eigentlich zustimmen
wollte. Im handwerklich geprägten Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)
wurde das bei einer Schlichtung verlangte Quorum von 85 Prozent Zustimmung nur
knapp verfehlt, sodass am Ende eine kleine Gruppe den Konflikt zuspitzte. Im
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) hatten alle Verbände dem
Schlichterspruch zugestimmt.

Bei der IG BAU frohlockten einige über den "Betriebsunfall" im
Arbeitgeberlager, der aus ihrer Sicht zwingend in den Streik und schließlich zu
einem besseren Abschluss führen musste. Die Gewerkschaft hatte dem
Schlichterspruch des früheren Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer
Schlegel, längst zugestimmt. Nach seinen Vorgaben sollten die Einkommen zum Mai
pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal 4,15 Prozent im
Westen und 4,95 Prozent im Osten. Beides wurde nun übertroffen und mit der
vorzeitigen Lohnangleichung zwischen Ost und West garniert.

Satzungsdiskussion im Baugewerbe

Dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Uwe Nostitz vom ZDB, war dennoch
eine gewisse Erleichterung anzumerken, dass der Tarifkonflikt nun friedlich
endet. "Je schneller sich unsere Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern wieder gemeinsam auf das Bauen konzentrieren können, desto besser
für die gesamte Branche", sagte er. Der Schlichterspruch habe auch handwerkliche
Fehler etwa bei den Ausbildungsvergütungen gehabt, die nun behoben seien, sagte
ZDB-Tarifgeschäftsführer Heribert Jöris.

Gleichwohl hat im ZDB die Diskussion Fahrt aufgenommen, ob die Satzung in
Bezug auf die Schlichtung noch zeitgemäß ist. Die HDB-Vizepräsidentin Jutta
Beeke betonte in einer ersten Reaktion die lange Laufzeit von drei Jahren. Das
verschaffe den Unternehmen bei angespannter Auftragslage
Planungssicherheit./ceb/DP/stw
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
ACS,ACT.CO.SER.INH.EO-,50 A0CBA2 Frankfurt 39,180 20.06.24 08:46:35 -0,320 -0,81% 40,060 40,200 39,180 39,500
BILFINGER SE O.N. 590900 Xetra 49,500 20.06.24 13:33:51 +0,500 +1,02% 49,400 49,550 49,000 49,000
HOCHTIEF AG 607000 Xetra 99,600 20.06.24 13:24:42 +0,600 +0,61% 99,550 99,700 100,000 99,000
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