07.07.2024 15:54:15 - dpa-AFX: Protest in Barcelona: 'Tourists go home'

BARCELONA (dpa-AFX) - Der Unmut in Spanien über die negativen Folgen des
Massentourismus nimmt immer mehr zu. In der Mittelmeermetropole Barcelona
forderten nach Behördenangaben bei der zweiten Demonstration dieser Art rund
2.800 Menschen angesichts immer höherer Wohn- und Lebenshaltungskosten
Beschränkungen für die Tourismusbranche, wie die Zeitung "La Vanguardia"
berichtete. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind,
wurden mit Wasser bespritzt. Demonstrantinnen machten Leute per Wasserpistole
nass - eine unerbetene Abkühlung.

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es solche Demos schon auf Mallorca als liebster Urlaubsinsel der Deutschen sowie auf den Kanaren und im
südspanischen Málaga. Nicht allein die Wohnkosten, sondern auch die
Umweltbelastung, Staus, allgemeine Überfüllung, Wassermangel sowie die
Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung durch immer mehr
Besucher empört viele Einheimische.

"Tourists go home. You are not welcome" stand in Barcelona auf mitgeführten
Plakaten. Oder: "Reduzierung des Tourismus jetzt!". Weil immer mehr Wohnungen in
Ferienwohnungen umgewandelt worden sind, steigen die Kosten. Im vergangenen
Jahrzehnt erhöhten sie sich in Barcelona um 68 Prozent. Manche Alteingesessene
können sich solche Preise nicht leisten und werden in Trabantenstädte am
Stadtrand verdrängt, junge Leute müssen weiter bei ihren Eltern wohnen.

Barcelona will Ferienwohnungen verbieten

Die Touristenmetropole hat gerade erst die Notbremse gezogen und im Kampf
gegen Wohnungsnot angekündigt, die Vermietung von Ferienwohnungen solle bis Ende
2028 ganz abgeschafft werden, indem die Genehmigungen einfach nicht erneuert
werden. Allerdings droht juristische Gegenwehr der Vermieter.

Die zunehmende Besucherzahl wird in Spanien für viele Probleme
verantwortlich gemacht. Zuletzt hatten Tausende in Málaga gegen die immer
größere Zahl ausländischer Touristen demonstriert und eine "Invasion" beklagt.

Dieses Jahr 91 Millionen ausländische Besucher erwartet

Bis Ende Mai wurden schon 33,2 Millionen ausländische Touristen in dem Land
mit knapp 48 Millionen Einwohnern gezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass es
bis zum Jahresende 91 Millionen Urlauber werden könnten, die rund 125 Milliarden
Euro in die spanischen Kassen spülen werden. Die Hochkonjunktur bei Tourismus
beschert Spanien derzeit auch wesentlich bessere Wirtschaftsdaten als zum
Beispiel Deutschland./ro/DP/he

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