Marktinformationen

11.07.2024 11:28:02 - dpa-AFX: Russland will militärisch auf US-Waffen in Europa reagieren

MOSKAU (dpa-AFX) - Russland will nach Angaben des Außenministeriums
militärisch auf die geplante Stationierung weitreichender US-Waffen in
Deutschland reagieren. Die russische Sicherheit werde durch solche Waffen
beeinträchtigt, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow der staatlichen
Nachrichtenagentur Tass zufolge in St. Petersburg. Es handle sich um "ein
Kettenglied im Eskalationskurs" der Nato und der USA gegenüber Russland, sagte
er. "Wir werden, ohne Nerven oder Emotionen zu zeigen, eine vor allem
militärische Antwort darauf ausarbeiten." Details nannte er nicht.

Am Rande des Nato-Gipfels hatten das Weiße Haus und die Bundesregierung
mitgeteilt, dass erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Waffensysteme in
Deutschland stationiert werden sollen, die bis nach Russland reichen. Von 2026
an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2000
Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte
Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa
sorgen. Der Beginn der geplanten Stationierung liegt aber mehr als ein Jahr nach
der US-Präsidentenwahl im kommenden November; ein möglicher Präsident Donald
Trump könnte sie rückgängig machen.

Nix mehr mit Doppelbeschluss, sagt Moskau

Der für Fragen der strategischen Rüstung zuständige Vizeminister Rjabkow
schloss aus, dass sich eine Entwicklung wie nach dem Nato-Doppelbeschluss zu
Zeiten des Kalten Krieges wiederholen könnte. 1979 hatte das westliche Bündnis
die Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in
Westeuropa angekündigt. Zugleich wurde Druck auf Verhandlungen mit der
Sowjetunion gemacht, der letztlich zu den großen Verträgen über nukleare
Abrüstung der 1980er Jahre führte. Er könne sich nicht vorstellen, worauf die
USA und Deutschland jetzt abzielten, sagte Rjabkow. "Sie können kaum darauf
setzen, dass sich diese Erfahrung wiederholt. Die Lage hat sich grundlegend
geändert."

Als Anlass der neuen Stationierung gelten der russische Angriffskrieg gegen
die Ukraine und das insgesamt aggressive Auftreten Moskaus gegenüber den Nato-
und EU-Staaten./fko/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH