08.07.2024 10:28:11 - dpa-AFX: Fregatte 'Hamburg' unterwegs zu EU-Einsatz im Roten Meer

WILHELMSHAVEN (dpa-AFX) - Die Bundeswehr beteiligt sich erneut mit einer
Fregatte an dem EU-Militäreinsatz zum Schutz von Handelsschiffen gegen Angriffe
der Huthi-Miliz im Roten Meer. Die Fregatte "Hamburg" verließ mit rund 240
Männern und Frauen an Bord den größten Stützpunkt der deutschen Marine in
Wilhelmshaven, wie die Marine mitteilte. Nach einem NDR-Bericht fehlt dem Schiff
aber ein spezielles Radargerät, mit dem ballistische Anti-Schiffs-Raketen
geortet werden können. Dennoch könne die "Hamburg" solche Flugkörper abwehren,
betonte Marco Thiele, der Vorsitzende der Marine beim Bundeswehrverband. Es sei
"absolut unpassend", von einem Himmelfahrtskommando zu sprechen.

Laut NDR hat die Besatzung angesichts des fehlenden Radars ein mulmiges
Gefühl bei dem Einsatz, im Gespräch mit einem Marinesoldaten fiel demnach das
Wort vom Himmelfahrtskommando. Das Kriegsschiff fährt nach Angaben der Marine
zunächst ins Mittelmeer zur griechischen Insel Kreta, wo sich Schiff und
Besatzung mit einem Flugkörperschießen auf den Einsatz vorbereiten. Das solle
der Besatzung Sicherheit geben, sagte Thiele. Erst dann sei die Weiterreise zum
Roten Meer geplant.

Anfang des Jahres hatte sich die Deutsche Marine bereits mit der Fregatte
"Hessen" an der EU-Militärmission "Aspides" beteiligt. Die Besatzung hatte in
dem achtwöchigen Einsatz mehrfach Drohnen der aus dem Jemen agierenden und mit
dem Iran verbündeten Huthi-Miliz abgeschossen. Für die Deutsche Marine war es
der erste Kampfeinsatz dieser Art. Nach früheren Angaben des
Verteidigungsministeriums waren von der "Hessen" insgesamt 27 Handelsschiffe
sicher durch das Einsatzgebiet eskortiert worden.

Die mit dem Iran und der Hisbollah im Libanon verbündete Huthi-Miliz greift
seit Monaten Handelsschiffe an, die an seiner Küste im Roten Meer und dem
Arabischen Meer sowie dem weiteren Indischen Ozean vorbeifahren. Der Jemen liegt
an einer der wichtigsten Handelsrouten weltweit, die Europa mit Asien verbindet.
Die Huthi-Miliz will mit den Angriffen ein Ende der israelischen
Militäroperation im Gazastreifen erzwingen, der eine Reaktion auf den
Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober ist.

Die Fregatte "Hamburg" gehört wie die "Hessen" zur sogenannten
Sachsen-Klasse. Dieser Fregatten-Typ ist speziell für den Geleitschutz und die
Seeraumkontrolle konzipiert. Das 143 Meter lange Kriegsschiff ist mit einem
speziellen Radar ausgerüstet, das nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von
der Größe der gesamten Nordsee überwachen kann. Außerdem haben diese Fregatten
Flugabwehrraketen an Bord. Die Waffensysteme sind in der Lage, Ziele auf eine
Entfernung von bis zu 160 Kilometern zu bekämpfen.

Allerdings könne die "Hamburg" ballistische Flugkörper nicht allein
abwehren, sagte Thiele. Die Technik sei 2017/2018 aus Kostengründen nicht
eingebaut worden - auch sei die Einrüstung damals nicht für nötig gehalten
worden. Die Fregatte sei aber nicht allein unterwegs, andere Einheiten könnten
übernehmen - sei ein solcher Flugkörper von einem anderen Schiff mit einem
entsprechenden System an Bord erst einmal geortet, könne die Fregatte ihn
abwehren. Das habe bei einem solchen Angriff auf die "Hessen" auch funktioniert.
Er sagte auch, das System sei "ziemlich komplex", das "rüstet man nicht eben
nach".

Die Besatzung der "Hamburg" habe sich ein Auslaufen vom Marinestützpunkt
ohne die Begleitung von Medien gewünscht, sagte ein Marinesprecher./len/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH