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08.07.2024 11:34:53 - dpa-AFX: SPORT: Ein Sieg für die Seele von 'King Lewis'

SILVERSTONE (dpa-AFX) - Diesen Tag wird Lewis Hamilton so nie wieder
erleben. Aus der Box des Briten dröhnte die englische Fußball-Hymne "Sweet
Caroline" und seine gesamte Familie feierte mit. Selten war der mittlerweile 39
Jahre alte Superstar der Formel 1 derart angefasst, derart gerührt, derart
emotional. "Ich kann nicht aufhören zu weinen", sagte er.

In den Armen seiner Mercedes-Familie, in den Armen seiner Liebsten, in den
Herzen seiner Fans: Der 104. Sieg seiner Karriere war für den siebenmaligen
Weltmeister "einer der wichtigsten überhaupt. Ich hatte so tolle Momente in
meiner Karriere, aber in den letzten zweieinhalb Jahren war ich nicht mal in der
Nähe eines Sieges". 945 Tage ohne einen Grand-Prix-Erfolg waren es genau.

"Es ist das Sommermärchen in der Formel 1", schrieb die Schweizer
Boulevardzeitung "Blick". Huldigungen überall. "The King. Lewis kehrt als
jubelnder König in seine Heimat zurück", schrieb "La Repubblica" aus Italien.
"Hamilton wird mit einem donnernden Triumph in Silverstone wiedergeboren",
meinte Spaniens "El País".

Zumal es ein weiterer Rekord in Hamiltons bereits langer Liste mit
Superlativen ist: Neunmal siegte kein anderer Fahrer auf ein und demselben Kurs.

Ein bisschen gefühlter Spott aus den Niederlanden

"Wer hätte das gedacht? Dass Lewis Hamilton wieder gewinnen würde, in einem
Mercedes", schrieb "AD" aus den Niederlanden und damit der Heimat des diesmal
Zweitplatzierten Max Verstappen. Das Formel-1-Duell war eine Art Vorspiel auf
das EM-Halbfinale an diesem Mittwoch zwischen den Niederlanden und England.

Den Einzug der "Three Lions" bei der Fußball-Europameisterschaft in die
Runde der besten Vier hatte Hamilton mit den Fans auf dem Silverstone Circuit
zusammen geschaut und beim Erfolg im Elfmeterschießen mit ihnen am Samstagabend
gejubelt.

Nicht mal 24 Stunden später war er es, der im Home of British Motor Racing
im bisher spektakulärsten und besten Rennen der Saison seine Landsleute in einen
einzigen Freudentaumel versetzte, sich auf den Schultern tragen ließ - und sogar
vom Lager des ärgsten Widersachers viel Lob und Anerkennung bekam.

"Hier hat man wieder seine Stärke und Größe gesehen", sagte Red Bulls
Motorsportberater Helmut Marko mit Blick vor allem auf Hamiltons
Reifenmanagement bei den schweren und wechselnden Bedingungen: "Das zeigt,
welche Routine und welchen Speed er immer noch hat."

Vettels Glückwunsch an Hamilton

Der Lohn war der goldene Pokal, den er schon als kleiner Bub voller
Bewunderung im TV angeschaut hatte. Der Lohn waren große Emotionen. "Die Siege
sind eigentlich nicht die Geschichte. Es geht eigentlich mehr darum, dass er
niemanden enttäuschen will", sagte Hamiltons Vater Anthony.

"Das war echt ehrlich", kommentierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff den
zweiten Sieg der Silberpfeile nacheinander - eine Woche vorher hatte Teamkollege
George Russell von der Kollision Verstappens mit dem McLaren von Lando Norris im
Kampf um Platz eins profitiert.

Doch klar ist, dass Mercedes nach den ganz schweren Jahren 2022 und 2023 in
dieser Saison mit dem Wagen die Kurve bekommen hat. Je nach Bedingungen ist der
W15 ein Sieg-Auto - und Hamilton bleibt einfach ein Sieg-Fahrer. "Man muss die
Legenden respektieren und darf sie nie begraben", erinnerte Frankreichs
Sportzeitung "L'Equipe".

Auch ein ehemaliger Rivale meldete sich. Sebastian Vettel gratulierte via
Instagram Story. "Goat", schrieb der viermalige Weltmeister zu einem Foto, das
Hamilton mit dem Union Jack in Jubelpose jubelnd zeigte - G.O.A.T. ist die
englische Abkürzung für "Größter aller Zeiten".

Wann wird Hamilton mit Ferrari jubeln?

Vettel fuhr einst dort, wo Hamilton ab kommendem Jahr am Steuer sitzt. Auch
das macht diese Saison und vor allem diesen Sieg so besonders für Hamilton, der
seit 2013 für Mercedes fährt. Brite bleibt er natürlich, auch wenn er wechselt.
Aber Hamilton wird Rot tragen und das, was für die Briten Silverstone ist, sind
für die Italiener Imola und Monza.

Hamilton will mit Ferrari das schaffen, was auch Vettel wollte, dem
mittlerweile 37-Jährigen aber nach dessen vier Titeln mit Red Bull in sechs
Jahren Ferrari nicht gelang: Weltmeister werden.

Und auch jetzt geht der Trend der Scuderia im Gegensatz zu Mercedes nach
unten. Carlos Sainz wurde Fünfter in Silverstone, Charles Leclerc gar nur 14.
Wann Hamilton als Ferrari-Fahrer einen Tag wie diesen erleben wird, muss sich
zeigen./jmx/DP/zb

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