20.06.2024 14:39:46 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP: Göring-Eckardt empört mit Beitrag zur Hautfarbe der DFB-Profis

BERLIN (dpa-AFX) - Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hat mit
einem mittlerweile wieder gelöschten Beitrag auf der Plattform X zur Hautfarbe
der Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft deutliche Kritik auf sich
gezogen. Nach dem 2:0 der DFB-Auswahl am Mittwochabend gegen Ungarn hatte die
Grünen-Politikerin zunächst ohne konkrete Einordnung geschrieben: "Diese
Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße
deutsche Spieler." Es folgten ein sogenannter Shitstorm sowie eine
Entschuldigung der 58-Jährigen.

Bezug auf umstrittene Umfrage

"Tut mir leid, wie ich formuliert habe", schrieb Göring-Eckardt. "Mich hat
aufgeregt, dass 21 Prozent der Deutschen es besser fänden, wenn mehr "Weiße" in
der Nationalmannschaft wären." Diese Erklärung machte deutlich, dass sich die
Politikerin auf jene umstrittene WDR-Umfrage bezogen hatte, die kurz vor dem
Turnier für Aufregung rund um das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann
gesorgt hatte. Diese hatte ergeben, dass es ein Fünftel der Deutschen besser
fände, wenn mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft spielen würden.

Sie sei "stolz auf diese Mannschaft" und wünsche sich, dass auch die 21
Prozent überzeugt würden, schrieb Göring-Eckardt in ihrem zweiten Beitrag.
Kritik an dem ursprünglichen Beitrag kam umgehend unter anderem vom
stellvertretenden FDP-Chef Wolfgang Kubicki: "Ich finde es wirklich bedenklich,
wenn Menschen in Deutschland nach ihrer Hautfarbe bewertet werden. Die Kollegin
sollte diesen Text schnell löschen", schrieb er auf X.

Politische Diskussion

Die Umfrage war für die Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt"
gemacht worden. 66 Prozent gaben an, es gut zu finden, dass in der deutschen
Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund
haben. Autor Philipp Awounou hatte erklärt, man sei im Laufe der Recherche für
die Dokumentation auf rassistisch konnotierte Aussagen über die
Nationalmannschaft gestoßen
- und habe diesen Eindruck überprüfen wollen.

Die Umfrage war auch in höchsten Kreisen der deutschen Politik diskutiert
worden. In der Debatte ging es nicht alleine um das Ergebnis, sondern auch die
Art und Weise der Fragestellung sowie um den Zeitpunkt. Nagelsmann kritisierte
die Umfrage an sich mit drastischen Worten: "Ich hoffe, nie wieder so was von so
einer Scheißumfrage lesen zu müssen." Er sei schockiert, dass solche Fragen
gestellt werden - und dass Menschen darauf antworten.

Extremismusforscher: Motivation in dem Fall unerheblich

Göring-Eckardts neuerlicher Beitrag zur Umfrage wurde auch von
Extremismusforscher Ahmad Mansour kritisiert, er schrieb bei X: "Wer bei der
deutschen Nationalmannschaft die Hautfarbe der Spieler thematisiert, betreibt
Rassismus, unabhängig von der Motivation dahinter."

Zahlreiche weitere X-Nutzer warfen der Grünen-Politiker ebenfalls Rassismus
vor. Tausende Menschen sahen den Beitrag der Anzeige der Plattform zufolge noch
vor der Löschung. Der Deutsche Fußball-Bund äußerte sich nicht zu
Göring-Eckardt./mj/DP/jha

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