04.07.2024 05:55:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: Israel prüft neuen Hamas-Vorschlag für Geisel-Deal

TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - In den zähen Verhandlungen um eine Waffenruhe im
Gazastreifen prüft Israel nach eigenen Angaben einen neuen Vorschlag der
islamistischen Hamas. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem
israelischen Verhandlungsteam einen Kompromiss-Entwurf der Terrororganisation
vorgelegt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch
mit. Israel werde den Vorschlag nun prüfen und den Vermittlern dann seine
Antwort übermitteln.

Die Hamas teilte mit, sie tausche mit den Vermittlern "einige Ideen" aus, um ein Ende des Kriegs in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu erreichen. Der Inhalt
des Hamas-Vorschlags und inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht,
war zunächst nicht bekannt.

"Unser Ziel ist es, den Krieg zu beenden und einen vollständigen Rückzug
(der israelischen Streitkräfte) aus dem Gazastreifen zu erreichen", zitierte die
Zeitung "The Times of Israel" aus einer Stellungnahme der Islamisten. Die Hamas
sei flexibel in ihren Forderungen, während Israel versuche "zu täuschen und
auszuweichen".

Bereits seit Monaten laufen indirekte Verhandlungen für eine Waffenruhe im
Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der
Hamas - bislang ohne Erfolg. Auch der Ende Mai von US-Präsident Joe Biden
vorgestellte dreistufige Plan für eine Waffenruhe brachte keinen Durchbruch.

Der Plan sah zunächst eine vorübergehende Feuerpause vor, während derer
weibliche, alte und kranke israelische Geiseln freikommen sollten. Im Gegenzug
sollten in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. In der nächsten
Phase hätten die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln
auf freien Fuß kommen sollen. In einer letzten Phase wäre dem Entwurf zufolge
mit dem Wiederaufbau des Gazastreifens begonnen worden.

Israel: Krieg endet erst, wenn Hamas zerschlagen ist

Der UN-Sicherheitsrat unterstützte den Vorschlag und nahm eine entsprechende Resolution an. Die Hamas forderte allerdings eine Reihe von Änderungen. So
verlangten die Islamisten bereits im ersten Schritt einen dauerhaften
Waffenstillstand, was Israels Regierung jedoch ablehnte. Sie betonte bislang
stets, der Krieg werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe,
darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7.
Oktober den Süden Israels überfallen, 1.200 Menschen ermordet und weitere 250
als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Das beispiellose Massaker war
Auslöser des Gaza-Kriegs, dem nach schwerlich überprüfbaren palästinensischen
Angaben Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sind. In dem abgeriegelten
Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber
nicht mehr am Leben sein.

"Ich treffe fast täglich Angehörige der Geiseln. Ich höre ihre Sorgen, ihre
Angst, dass sie und ihre Liebsten vergessen werden könnten, und ich sage ihnen:
Wir vergessen in keinem Moment. Das Volk Israel vergisst in keinem Moment",
sagte der israelische Präsident Isaac Herzog gestern. "Die gesamte Nation will
ihre Rückkehr und eine klare Mehrheit unterstützt einen Geiseldeal. Es ist die
Pflicht des Staates, sie zurückbringen."

Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln werfen der
Regierung von Ministerpräsident Netanjahu vor, die indirekten Verhandlungen mit
der Hamas nicht entschlossen genug voranzutreiben. Sie gehen davon aus, dass der
Regierungschef auf seine ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner
Rücksicht nehmen will, die jeglichen Dialog mit den Islamisten strikt
ablehnen./cir/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH