24.06.2024 06:00:19 - dpa-AFX: ROUNDUP: Die Ukraine attackiert die Krim, Russland Charkiw - Nacht im Überblick

SEWASTOPOL (dpa-AFX) - Die Ukraine hat in der Nacht erneut Ziele auf der von
Russland annektierten Halbinsel Krim mit Raketen angegriffen. In der Hafenstadt
Jewpatorija habe es mehrere Explosionen gegeben, berichtete die ukrainische
Nachrichtenagentur Ukrinform in der Nacht zum Montag. Auch die Behörden der
Hafenstadt Sewastopol gaben - im Gegensatz zu den Angriffen am Tag - Luftalarm.

Die Folgen der Angriffe sind unklar. Mehrere Medien veröffentlichten Videos
und Bilder von Bränden. Berichte über angeblich getroffene militärische Anlagen
wurden allerdings bislang weder von der ukrainischen noch von der russischen
Seiten bestätigt.

Die Krim dient der russischen Armee als wichtiges Aufmarschgebiet für ihren
Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem beherbergt die bereits 2014 von Moskau
annektierte Halbinsel die russische Schwarzmeerflotte und eine Reihe von
Stützpunkten, von wo aus die russische Luftwaffe Angriffe gegen die Ukraine
fliegt. Die Krim ist daher in den letzten Monaten verstärkt zum Ziel auch
ukrainischer Attacken geworden.

Viele Verletzte bei Angriff auf Sewastopol am Sonntag

Erst am Sonntag war die Hafenstadt Sewastopol mit Raketen vom Typ ATACMS
angegriffen worden. Eine von der russischen Flugabwehr abgefangene Rakete
explodierte über einem der Stadtstrände. Bei der Explosion wurden vier Menschen
getötet, darunter zwei Kinder. Die Zahl der Verletzten stieg bis zum Abend
offiziellen russischen Angaben zufolge auf 151.

In Moskau war von einem gezielten Terroranschlag die Rede. Das russische
Verteidigungsministerium, das zunächst den Abschuss aller ukrainischen Raketen
für sich in Anspruch genommen hatte und die Explosion am Strand mit der von der
Flugabwehr herbeigeführten Kursänderung einer Rakete erklärte, widerrief diese
Aussage später. Stattdessen seien nur vier der fünf Raketen abgefangen worden,
die fünfte hätten die Ukrainer bewusst über dem Strand explodieren lassen. Das
Militär in Moskau kündigte Vergeltung an.

Toter und ein Dutzend Verletzte bei Angriffen auf Charkiw in Ukraine

Dabei hat Russland schon einmal mehr die Großstadt Charkiw im Nordosten der
Ukraine unter Beschuss genommen. Bei dem Angriff mit Gleitbomben ist mindestens
ein Mensch ums Leben gekommen, etwa ein Dutzend wurde verletzt. Zwei der
Verletzten seien minderjährig, teilte Charkiws Militärgouverneur Oleh Synjehubow
auf Telegram mit. Bei dem Toten soll es sich um einen 73-jährigen Mann handeln.
Synjehubows Angaben zufolge gab es drei Einschläge in mehreren dicht besiedelten
Stadtvierteln. Die Schäden seien gewaltig, mehrere Hochhäuser seien schwer
beschädigt.

In der Nacht zum Montag erschütterten mehrere Explosionen die Vororte von
Charkiw, wie das ukrainische Fernsehen berichtete. Nähere Angaben lagen zunächst
nicht vor.

Selenskyj fordert weiter reichende Waffen und Einsatzerlaubnis

Auch angesichts dieser Attacke hat der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj vom Westen weiter reichende Waffen und die Erlaubnis zu Schlägen tief
in russisches Gebiet hinein gefordert. "Die russische Luftwaffe muss vernichtet
werden, da wo sie ist und mit allen nur möglichen Mitteln, die effektiv sind",
sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Kiew arbeite mit seinen
westlichen Partnern an einer entsprechenden Entscheidung.

Das jüngst von westlichen Staaten aufgehobene Verbot, mit den gelieferten
Waffen grenznahes russisches Gebiet zu beschießen, habe bereits Resultate
gebracht. Ein "Teil des russischen Terrorpotenzials" sei zerstört, allerdings
nur ein Teil. Es sei nötig, die Ukrainer besser zu schützen. "Dazu brauchen wir
weiter reichende Waffen." Auch dazu werde weiter verhandelt. Selenskyj erwartet
eigenen Angaben nach in den nächsten Wochen weitere Fortschritte auf dem Gebiet.

Russland: Antiterroreinsatz im Kaukasus nach Anschlägen in Dagestan

Derweil wurde Russland im Kaukasus von einer Anschlagsserie erschüttert.
Erst nach mehreren Stunden konnte die Polizei in der islamisch geprägten
russischen Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus die Attentäter, die Synagogen,
Kirchen und einen Polizeiposten angegriffen hatten, ausschalten. "Die
Einsatzkräfte und Sicherheitsorgane haben schnell reagiert, aber leider ist es
nicht ohne Opfer abgelaufen", sagte der Bürgermeister von Machatschkala Jussup
Umawow.

Insgesamt haben die Terroristen nach Angaben der Behörden zehn Menschen
getötet, darunter acht Polizisten. Weitere 16 Personen mussten ins Krankenhaus
eingeliefert werden. Mindestens sechs Attentäter seien getötet worden, berichten
russische Medien unter Berufung auf die Polizei.

Am Abend wurden parallel Angriffe in der südrussischen Stadt Derbent und in
Dagestans Gebietshauptstadt Machatschkala gemeldet. In beiden Städten seien
Synagogen attackiert worden, teilte der Russische Jüdische Kongress mit. In
Derbent wurde die Synagoge durch einen Brand schwer beschädigt. Angegriffen
wurden zudem zwei orthodoxe Kirchen, dort kamen auch ein Priester und ein
Wachmann ums Leben. Ein weiteres Ziel der Angreifer war ein Polizeiposten in
Machatschkala.

Das wird am Montag wichtig

Beim Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg spielt der Ukrainekrieg eine
zentrale Rolle. Die Minister wollen einen Beschluss für weitere Sanktionen gegen
Russland fassen.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist derweil zu Gesprächen in Minsk.
Dabei soll er auch Moskaus engsten Verbündeten, Belarus' Machthaber Alexander
Lukaschenko treffen./bal/DP/zb

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