26.05.2024 14:53:31 - dpa-AFX: POLITIK/Steinmeier: In der Bonner Republik waren Parteien nicht verfeindet

BONN (dpa-AFX) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in einer Rede
in Bonn an den Gemeinschaftsgeist der Demokraten appelliert. Die junge
Bundesrepublik mit ihrer Hauptstadt Bonn könne hier als Vorbild dienen, sagte
Steinmeier am Samstag bei einem "Fest der Demokratie" zu 75 Jahren Grundgesetz
in der früheren Bundeshauptstadt. "Es ging vielleicht eine - ich nenne das immer
- unaufgeregte Gelassenheit von Bonn aus, und das hat dem Land gutgetan."

Zwar habe es auch in jenen Jahren vor der Wiedervereinigung harte und
härteste politische Auseinandersetzungen gegeben. "Aber", so Steinmeier, "man
war doch bei aller sachlichen, auch ideellen Gegnerschaft nie miteinander
verfeindet - und sich, gerade angesichts der deutschen Teilung, in einem immer
bewusst: diese junge Demokratie gemeinsam bewahren und schützen zu wollen. Und
gerade in diesen Zeiten, in diesem Jahr 2024 mit Blick auf das, was vor uns
steht in diesen Jahren und an Wahlen in diesem Jahr 2024, gerade in diesen
Zeiten muss uns dieser Geist der Gemeinsamkeit der Demokraten mitten in allem
Streit eine bleibende und immer neue Verpflichtung sein. Wir stehen jetzt in der
Verantwortung, diese Gemeinsamkeit zu zeigen."

Steinmeier erinnerte auch an die Bescheidenheit der Bonner Republik. So habe die Villa Hammerschmidt - der Amtssitz des Bundespräsidenten
- "mit ihren im internationalen Vergleich fast zierlichen Ausmaßen so
manchen Gast - und nicht nur aus dem Ausland - in Erstaunen versetzt". Genauso
sei es aber eben gewollt gewesen.

Bonn sei auch der Ort gewesen, an dem das Grundgesetz vor 75 Jahren vom
Parlamentarischen Rat erarbeitet und verkündet worden sei: "ein Meisterwerk, das
uns durch Höhen und Tiefen der Nachkriegsgeschichte getragen hat". Die damaligen
Anfänge der Bundesrepublik lägen gefühlt weit zurück, wenn man sich zum Beispiel
auf alten Filmaufnahmen ansehe, wie der erste Bundespräsident Theodor Heuss kurz
nach seiner Wahl im September 1949 auf dem Bonner Marktplatz eine Rede gehalten
habe und dann alle das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich!" angestimmt
hätten.

Im Vergleich dazu falle auf: "Obwohl uns viele Einzelheiten von damals so
fremd und wie aus einer anderen Epoche zu stammen scheinen, so erscheint uns
doch das Grundgesetz selber in seinem ursprünglichen Text, in der eleganten
Klarheit seiner Formulierungen, noch immer sehr frisch und geradezu
alterslos."/cd/DP/he

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