26.05.2024 14:50:50 - dpa-AFX: POLITIK/Präsidentin der Humboldt-Uni: 'Es wird weitere Besetzungen geben'

HAMBURG/BERLIN (dpa-AFX) - Die Präsidentin der Berliner
Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, geht von weiteren Besetzungen durch
propalästinensische Aktivisten an Hochschulen aus. "Es ist uns nicht gelungen,
die Kette von Besetzungen, die wir an den Universitäten erleben, zu
durchbrechen. Im Nachhinein weiß ich, ein Dialog mit diesen Besetzergruppen kann
nicht gelingen", sagte von Blumenthal dem "Spiegel" (Samstag). Das treffe sie.
"Es wird weitere Besetzungen geben, da bin ich mir sicher."

Propalästinensische Aktivisten hatten am Mittwoch Räume der Hochschule aus
Protest gegen Israel und zur Unterstützung der Palästinenser besetzt. Am
Donnerstagabend räumte die Polizei das Gebäude. Die Räume des Instituts sähen
schrecklich aus, sagte von Blumenthal. Das rote Dreieck der Hamas sei an
mehreren Stellen zu finden gewesen. Das Institut sei wegen der Beschädigungen
möglicherweise für Wochen oder Monate nicht nutzbar. "Das war kein friedlicher
Protest." Insbesondere am Institut für Sozialwissenschaften sollte ein Raum für
Diskussionen geschaffen werden. "Jetzt, wo ich das Ausmaß der Sachbeschädigungen
kenne, steht aber auch für mich fest: Wir dürfen dieses Risiko nicht mehr
eingehen."

"Die Grundfrage ist: Sind wir ein zu hohes Risiko eingegangen? Rückblickend
würde ich anders handeln", sagte von Blumenthal dem Magazin. "Doch was wäre
gewesen, wenn wir den Raum für Gespräche nicht geöffnet hätten? Ich wollte
verhindern, dass die Gräben zwischen proisraelischen Studierenden und
propalästinensischen Studierenden größer werden. Das haben wir nicht geschafft."

Die knapp vierstündige Diskussion am Donnerstagnachmittag sei an der
aufgeheizten Stimmung mit Protestierenden außerhalb des Raumes und an der Zeit
gescheitert. Dank einer Moderation hätten sie geschafft, einander zuzuhören.
Doch die Situation vor der Tür habe sich hochgeschaukelt und gedroht zu
eskalieren. Ob das Institut geräumt wird, habe im Gespräch mit dem Senat nie zur
Debatte gestanden, sagte von Blumenthal dem "Spiegel". "Lediglich den Zeitpunkt
haben wir besprochen." Nach Polizeiangaben wurde die Identität von 169 Besetzern
festgestellt. Es wurden 25 Strafermittlungsverfahren eingeleitet./aky/DP/he

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