08.07.2024 12:52:38 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Delivery Hero vor höherer Kartellbuße - Aktie verliert

(neu: Kurs aktualisiert, weitere Analysten)

BERLIN (dpa-AFX) - Den Essenlieferdienst Delivery Hero werden potenzielle Verstöße gegen das EU-Kartellrecht voraussichtlich deutlich mehr
Geld kosten als bisher gedacht. Die entsprechende Buße könnte bei über 400
Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit. Bisher hatte
Delivery Hero für den Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt. Entsprechend
kündigte das Unternehmen eine deutliche Erhöhung der entsprechenden Rückstellung
an.

Der Kurs der Delivery-Hero-Aktie sackte daraufhin am Montag zu Handelsbeginn deutlich in Richtung des Rekordtiefs aus dem Februar ab. Das Papier des im MDax
notierten Unternehmens brach zwischenzeitlich zweistellig auf bis
auf 17,35 Euro ein. Eine deutliche Erholung folgte allerdings auf dem Fuße,
zumal Analysten trotz der negativen Nachricht allgemein gelassen blieben. Sie
sehen selbst angesichts einer eventuell höheren Strafe keine ernsthafte
Bedrohung für das Unternehmen.

Im Handelsverlauf konnte die Aktie daher die Verluste auf knapp fünf Prozent eindämmen und erreichte zwischenzeitlich wieder die 20-Euro-Marke. Das
Februar-Tief liegt bei 14,92 Euro. Mitte Mai hatte der Kurs von Delivery Hero
noch über 32 Euro gelegen und damals von dem erfolgreichen Verkauf des
Foodpanda-Geschäfts in Taiwan sowie dem Einstieg des US-Mobilitätsgiganten Uber
bei Delivery Hero profitiert.

Das größte Problem für den Markt dürfte dabei weder in der Höhe der Strafe
liegen, noch darin, wie der Essenslieferant sie stemmen kann, glaubt Giles
Thorne vom Analysehaus Jefferies. So verfüge Delivery Hero über ausreichend
Barmittel. Die Buße könne vielmehr ein Muster sein für andere Fälle. Die
Sofortmaßnahmen von Delivery Hero begrüßt der Experte. Es sei positiv, dass das
Management die mögliche Geldbuße direkt offengelegt habe.

Ein Abfluss von rund 400 Millionen Euro würde die Refinanzierung kurzfristig nicht gefährden, schrieb Analyst Marcus Diebel von JPMorgan. Die Rechtsrisiken
und die damit verbundenen Barmittelabflüsse dürften aber zu weiterhin hohen
Schwankungen der Aktie beitragen. Und auch UBS-Analyst Jo Barnet-Lamb blieb
positiv gestimmt. Die Bilanz der Unternehmensgruppe sei unverändert solide,
"selbst ohne Berücksichtigung des potenziellen Erlöses aus dem taiwanesischen
Geschäft in Höhe von 950 Millionen US-Dollar".

Und seitens der Experten von Bryan Garnier heißt es: "Selbst wenn von einem
EU-Bußgeld von etwa 400 Millionen Euro in Bezug auf diesen Fall sowie einem
zusätzlichen spanischen Bußgeld von 300 Millionen Euro in Bezug auf die
Praktiken der spanischen Tochter Glovo im Umgang mit Mitfahrern ausgegangen
wird, wäre Delivery Hero immer noch in der Lage, seine Fälligkeiten zu erfüllen
und gleichzeitig die Vereinbarung eines geforderten Mindestbestands an
Barmitteln von 800 Millionen Euro einzuhalten." Sie betonten betonte zugleich,
dass beides aktuell noch unbestätigt sei.

Bei dem von der EU-Kommission angestrengten Verfahren geht es um den Vorwurf angeblicher wettbewerbswidriger Absprachen zur Aufteilung nationaler Märkte, des
Austausches wirtschaftlich sensibler Informationen und dem Aussprechen von
Abwerbeverboten. Die Behörde hatte dabei im Juli 2022 und November 2023 bei
Delivery Hero und anderen Branchenunternehmen unangekündigte Durchsuchungen
durchgeführt./nas/he/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DELIVERY HERO SE NA O.N. A2E4K4 Xetra 19,630 19.07.24 10:05:16 -0,370 -1,85% 19,600 19,650 19,875 20,000

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