15.07.2024 10:46:22 - dpa-AFX: SPORT/ROUNDUP/Offiziell: Müller macht nach EM-Aus Schluss im DFB-Team

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Weltmeister und Fan-Liebling Thomas Müller macht Schluss
im deutschen Fußball-Nationalteam. Diese Entscheidung teilte der 34-Jährige in
einem Video in den sozialen Netzwerken mit. "Nach 131 Länderspielen und 45 Toren
sage ich dem Bundesadler heute Servus", sagte Müller in dem Video. Bereits nach
dem Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien hatte Müller ein Gespräch mit
Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann angekündigt. Zuletzt hatte die "Bild"
über Müllers Entscheidung berichtet.

"Hier in Pähl auf diesem Sportplatz hat alles begonnen. Meine riesige
Begeisterung für den Fußball. Als ich vor über 14 Jahren mein erstes Länderspiel
in der deutschen Nationalmannschaft absolvieren durfte, hätte ich mir all das
nicht erträumen lassen, großartige Siege und bittere Niederlagen", sagte Müller
in seinem Video: "Manchmal am Boden zerstört um dann wieder aufzustehen. Im
Wettkampf gegen die besten Spieler der Welt, an der Seite von fantastischen
Mitspielern, mit denen ich unendlich viele unvergessliche Momente erlebt habe."

Drittmeiste Länderspiele nach Matthäus und Klose

Müller spielte seit seinem Debüt im März 2010 bei einem WM-Test gegen
Argentinien (0:1) in seiner Münchner Heimat 131 Mal für Deutschland. Häufiger
kamen für die DFB-Elf nur Rekordhalter Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose
(137) zum Einsatz. Der Weltmeister von 2014 werde seinen bis 2025 laufenden
Vertrag beim FC Bayern München aber erfüllen, berichtete die "Bild" zuletzt
weiter.

"Es hat mich immer sehr stolz gemacht, für mein Land aufzulaufen. Wir haben
gemeinsam gefeiert und manchmal auch gemeinsam eine Träne verdrückt", sagte
Müller. Er bedankte sich bei "allen Fans und allen Teammitgliedern der
Nationalmannschaft." Künftig werde er dem DFB-Team ebenfalls als Fan von der
Tribüne aus die Daumen drücken, so Müller.

Zehn WM-Tore, kein EM-Tor

Vor seinem Debüt hielt ihn Diego Maradona als Gästecoach für einen
Balljungen. Wenige Monate später schickte Müller Argentinien und Maradona im
WM-Viertelfinale in Kapstadt beim 4:0 mit einem Tor nach Hause. Mit fünf
Treffern wurde der damals 20-Jährige Torschützenkönig in Südafrika. Vier Jahre
später war Müller bei der WM wieder fünfmal erfolgreich - sein großer Beitrag
zum Triumph in Brasilien.

Kurios: Bei Europameisterschaften blieb Müller ein Torerfolg verwehrt. 2012, 2016, 2021 und 2024 war er bei Kontinentalmeisterschaften dabei. Beim
Heim-Turnier spielte der Münchner keine tragende Rolle mehr.

Zuletzt noch "Schmiermittel"

Bundestrainer Nagelsmann hatte ihn als "Connector" und "Schmiermittel" für
die gute Stimmung zwischen jüngeren und älteren Spielern bezeichnet. Zum Einsatz
kam er nur noch als Joker im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) und beim
großen, aber letztlich nutzlosen Aufbäumen im Viertelfinale gegen Spanien (1:2
n.V.).

Müllers DFB-Zeit nach dem frühen WM-Aus 2018 in Russland war ein Auf und Ab. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw berücksichtigte ihn und Mats Hummels und
Jérome Boatent im März 2019 nicht mehr - eine damals heiß diskutierte
Entscheidung. Müller kam aber zur EM 2021 zurück - ohne Fortune. Im
EM-Achtelfinale gegen England (0:2) vergab er die große Ausgleichschance.

"Herz auf dem Platz"

Löw-Nachfolger Hansi Flick verzichtete dann zunächst auch auf Müller, bei
der WM 2022 war er aber wieder dabei. Nach dem erneuten Vorrunden-Aus in Katar
sagte Müller in einem TV-Interview: "Es war ein enormer Genuss, liebe Leute.
Vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt. Ich hab' in
jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen". Das wurde damals als
Rücktrittsankündigung interpretiert. Er habe alles "mit Liebe getan",
versicherte Müller. Daran hatte sich auch bei der Heim-EM nichts
geändert./aer/DP/jha

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