24.06.2024 16:10:48 - dpa-AFX: Meyer Werft verändert Geschäftsführung

PAPENBURG (dpa-AFX) - Die kriselnde Meyer Werft in Papenburg ordnet ihre
Geschäftsführung neu. Das Management solle schrittweise den aktuellen
Gegebenheiten angepasst werden, etwa an die wachsende Geschäftskomplexität und
der Verstärkung durch das Restrukturierungsteam um den Sanierer Ralf Schmitz,
erklärte Firmenpatriarch Bernard Meyer in einer am Montag veröffentlichen
internen Unternehmensmitteilung. "Stück für Stück ziehen wir im nächsten Schritt
auch die Formalien nach", erklärte Meyer.

Die im Handelsregister eingetragenen Geschäftsführer sind demnach derzeit
Bernd Eikens, Thomas Weigend und Bernard Meyer. Eikens war im Dezember in die
Geschäftsführung eingetreten. Eine Umstrukturierung des Managements war von der
Werft bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden.

Tim Meyer ist demzufolge weiterhin Geschäftsführer des Werftstandorts im
finnischen Turku und Sprecher der Inhaber-Familie. Er repräsentiere das
Unternehmen gegenüber Kunden und anderen Interessengruppen, hieß es. Sein Bruder
Jan Meyer sei für generelle Produktinnovationen verantwortlich und treibe den
Aufbau des neuen Offshore-Geschäftsfeldes mit dem Bau neuer Konverterplattformen
voran. Er sei auch Mitglied im Beirat der Unternehmensgruppe. Zuvor hatte die
"Neue Osnabrücker Zeitung" über Veränderungen in der Chefetage der Meyer Werft
berichtet.

Die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannte Werft mit mehr als 3000
Beschäftigten durchlebt derzeit die schwierigste Phase in ihrer mehr als
200-jährigen Geschichte. Trotz voller Auftragsbücher muss das Unternehmen wegen
Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Preissteigerungen infolge des russischen
Angriffs auf die Ukraine bis 2027 eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden
Euro schließen. Sanierer Ralf Schmitz hatte vor wenigen Wochen angekündigt, mehr
als 400 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Das war auf Kritik des Betriebsrats,
der IG Metall und der Landesregierung gestoßen.

Die Finanzierung der Werft bis einschließlich September ist nach
Unternehmensangaben inzwischen gesichert. Damit sei Zeit gewonnen worden, um die
notwendigen Gespräche zur langfristigen Finanzierung weiter voranzutreiben. Aus
dem Kundenkreis hätten die großen Reedereien signalisiert, auch in den nächsten
Jahren auf die Arbeit der Meyer Werft zählen zu wollen, hieß es. Das Unternehmen
profitiere von seiner starken Stellung am Markt und von einer weltweit hohen
Nachfrage in der Kreuzfahrtindustrie.

Seitens der Landespolitik hatte es von SPD, Grünen und der oppositionellen
CDU Zusagen gegeben, sich um eine Rettung des angeschlagenen
Schiffbauunternehmens zu bemühen. Allerdings muss sich aus Sicht der
Landesregierung auch der Bund an einer Lösung beteiligen. Das
Bundeswirtschaftsministerium prüft derzeit eine mögliche staatliche
Unterstützung./eks/DP/jha

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