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12.07.2024 12:38:25 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Beweisaufnahme im Prozess gegen Boateng geschlossen

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Prozess gegen den früheren Fußball-Nationalspieler
Jérôme Boateng haben am Mittag die Plädoyers begonnen. Die Beweisaufnahme wurde
vor dem Landgericht München I geschlossen. Es folgten die Schlussworte von
Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage. Ein Urteil wollte die
Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich heute nicht mehr verkünden, das soll
dann voraussichtlich in der kommenden Woche gesprochen werden.

Langwieriges Verfahren

Im Zentrum des Verfahrens stehen Gewaltvorwürfe von Boatengs Ex-Freundin in
einem gemeinsamen Karibikurlaub; das entsprechende Verfahren gegen den
langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen
Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich lange
hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen
Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen
Euro.

Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in
zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von
120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das
Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender
Rechtsfehler.

Vorwurf: Gewalt im Karibikurlaub

Die Anschuldigungen, um die es im Kern geht, liegen Jahre zurück: Die
Ex-Freundin von Boateng wirft ihm vor, sie 2018 in einem gemeinsamen
Karibikurlaub attackiert zu haben. Sie gab an, der heute 35-Jährige habe ein
Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. Später habe er sie angespuckt,
an den Haaren gezogen, mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen und ihr in den
Kopf gebissen. Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts
geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde
dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen
des Vorfalls anzeigen sollte.

Boateng hatte die Vorwürfe seiner Ex-Partnerin schon zu Beginn des neuen
Verfahrens bestritten. Er gab an, sich im Karibikurlaub nur gegen einen Angriff
seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Für dieses
Schubsen bat er um Entschuldigung. In seiner ausführlichen Einlassung vor
Gericht sprach er von einem "Alptraum" und bestritt die Gewaltvorwürfe.

"Miserables Beziehungsverhältnis"

Kurz vor den Plädoyers hatte ein gemeinsamer Bekannter von Boateng und
dessen Ex-Freundin ausgesagt und die Beziehung der beiden als emotional
aufgeladen und außerordentlich schwierig beschrieben. Er schilderte auch einen
Vorfall, bei dem die Ex-Partnerin Boateng ins Gesicht getreten haben und später
dann selbst gestürzt sein soll.

Die beiden hätten "ein miserables Beziehungsverhältnis" gehabt, sagte der
Mann. "Beide waren nicht geeignet, eine Beziehung zu führen." Gerade mit Blick
auf die Zwillingstöchter sei das eine furchtbare Entwicklung. "Ich finde es eine
Schande, dass es so weit gekommen ist", betonte er und bekam dafür Zustimmung
von Richterin Hemmerich: "Ich auch."/bsj/DP/men

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