22.05.2024 06:26:29 - dpa-AFX: KI auf Obstplantagen: Schädlinge besser erkennen

STADE (dpa-AFX) - Wenn bisher von Jahr zu Jahr Erträge im Obstbau schwanken
und bei Schädlingsbefall teils großflächig chemische Mittel eingesetzt werden,
könnte die Künstliche Intelligenz (KI) eine bessere Planung ermöglichen. In
einem mit 2,75 Millionen Euro vom Bundeslandwirtschaftsministerium
ausgestatteten Forschungsprojekt werden unter anderem mit Kameras die einzelnen
Apfelbäume auf dem Versuchsfeld in Esteburg in Jork im Alten Land bei Hamburg
aufgenommen. Ein Trecker fährt mit einer fest montierten Kamera durch die
Baumreihen und macht Aufnahmen.

"Mit Hilfe der KI bekommen wir über das Jahr so etwas wie ein Daumenkino von jedem Baum", erklärt Benjamin Schulze, Projektleiter vom Fraunhofer-Institut in
Stade. So könne analysiert werden, was der einzelne Baum braucht. "Es geht
darum, mehr Sicherheit zu bekommen, statt pauschal zu handeln", sagt Schulze.
Eine falsche Einzelentscheidung könne derzeit sogar zum Totalverlust führen.

Stattdessen soll in Zukunft digital ermittelt werden, wie viele Äpfel ein
Baum trägt, aus welchen Blüten am Ende Früchte werden und wie sich der Ertrag
auf der gesamten Anbaufläche verhält. Und auch, wo es besonders trockene Flecken
auf einem Feld gibt. Schädlingsbekämpfungsmittel, Blütenregulierung und Wasser
könnten gezielter eingesetzt werden. Die Ernteprognose falle auch leichter, sagt
Schulze: "Das Charmante ist, dass wir jeden Baum als Individuum betrachten." Von
den Bauern, die sich bereits Kameras ausleihen können, habe man eine durchweg
gute Resonanz erhalten.

Neben der fotografischen Erfassung könnte in naher Zukunft auch ein Roboter
die schweren Obstkisten zwischen den Reihen transportieren. "Das kann den
Obstbauern schwierige Arbeit abnehmen", sagt Matthias Görgens, stellvertretender
Leiter der zur Landwirtschaftskammer Niedersachsen gehörenden
Obstbauversuchsanstalt Jork. Gepflügt werden müsse allerdings noch per Hand.

Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt "SAMSON" ("Smarte
Automatisierungssysteme und -services für den Obstanbau an der Niederelbe") ist
Anfang 2023 gestartet. Beteiligt sind das Fraunhofer Institut, die HAW Hamburg,
die Hochschule 21 und die TU Hamburg./koe/DP/zb

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