21.06.2024 06:12:54 - dpa-AFX: Flexiblere Vorgaben für Apotheken geplant

BERLIN (dpa-AFX) - Für Apotheken sollen nach Plänen von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) flexiblere Vorgaben kommen, um
das Netz für die Patienten vor allem in ländlichen Regionen zu erhalten. "Es
besteht Handlungsbedarf, um die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln
mittel- und langfristig weiterhin zu sichern", heißt es in einem
Referentenentwurf des Ministeriums für ein Gesetz. Es soll Anforderungen etwa an
Zweigstellen, Öffnungszeiten und die Anwesenheit von Apothekerinnen und
Apothekern lockern und neue digitale Lösungen ermöglichen.

Derzeit setzten sich Apotheken-Schließungen fort, erläutert das Ministerium. Gründe seien auch ein zunehmender Mangel an pharmazeutischen Fachkräften und die
Abwanderung von Arztpraxen besonders in ländlichen Regionen. Ziel sei daher,
Apothekenstandorte in bisher schwach versorgten Gebieten zu stärken und auch
Neugründungen zu erleichtern. Ein Überblick über Kernpunkte des Entwurfs, der
voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte in den Bundestag kommen soll.

- Öffnungszeiten: Bisher sind Apotheken zur "ständigen
Dienstbereitschaft" mit möglichen Befreiungen verpflichtet, aus denen sich feste
Öffnungszeiten ergeben. Dies soll flexibler gehandhabt werden können, um sich an
Personalressourcen und Bedürfnisse der Versorgung vor Ort anzupassen, wie es im
Entwurf heißt. Statt der Vorgabe, werktags von 8.00 bis 18.30 Uhr offen zu sein,
sollen es künftig "sieben Stunden während der ortsüblichen Geschäftszeiten" sein
- und samstags statt fest von 8.00 bis 14.00 Uhr künftig eine entsprechende
Spanne von vier Stunden.

- Filialen: Möglich sein sollen künftig "Filialverbünde" aus einer
Hauptapotheke, bis zu drei Filialen und maximal zwei weiteren "Zweigapotheken".
Um die Gründung von Filialen zu erleichtern, sollen sie in einem größeren
Umkreis liegen können als bisher. In einem Verbund soll eine Apotheke auch
zentral Prüfungen und die Herstellung von Medikamenten übernehmen können. In
Orten mit schlechterer Arzneiversorgung sollen für Zweigapotheken Anforderungen
etwa an erforderliche Räume gelockert werden. Möglich sein soll auch, dass sie
nur vier Stunden täglich geöffnet haben.

- Digitalisierung: Ausgebaut werden soll die "Telepharmazie" über
interaktive Videoverbindungen. Dadurch soll eine Apotheke auch öffnen können,
wenn die Apothekerin oder der Apotheker nicht selbst vor Ort ist, sondern in
einer anderen Apotheke des Verbunds - und Beratungen bei Bedarf über die
digitale Verbindung machen kann. Mindestens acht Stunden pro Woche muss die
Apothekenleitung aber persönlich anwesend sein. Ansonsten sollen in diesem
Rahmen auch erfahrene pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten
da sein können.

- Vergütung: Vorgesehen sind unter anderem "Honoraranreize" für Standorte in ländlichen Regionen und eine gerechtere Verteilung der Honorare, wie es im
Entwurf heißt. Dafür soll der Zuschlag pro Arzneimittelpackung, den es zu
Notdienstzeiten gibt, von 21 auf 28 Cent erhöht werden. Geplanter Effekt: Da
Apotheken in Regionen mit wenigen anderen Apotheken öfter Notdienst haben,
profitieren sie besonders. So sollen jährlich 50 Millionen Euro mehr für die
Notdienstvergütung verfügbar sein.

- Impfungen: Für Patientinnen und Patienten sollen weitere Impfungen auch in Apotheken zu bekommen sein - neben Corona- und Grippe-Impfungen etwa auch
Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie oder Polio.

Die Apothekenbranche meldet bereits Widerstand an. Die Bundesvereinigung
Deutscher Apothekerverbände warnt vor einer "zerstörerischen Reform, die die
Versorgung durch Apothekerinnen und Apotheker in der Apotheke vor Ort abschafft
und zehntausende Arbeitsplätze gefährdet". Das Ministerium machte klar, an den
Plänen festhalten zu wollen. Eine Ausdehnung des Angebots werde nur kommen, wenn
man sich ehrlich mache, hieß es aus dem Ressort. Kleine Apotheken gäben die
bisher nötigen Kosten für die Gründung einer Filiale nicht her.

Die Zahl der Apotheken schrumpft seit Jahren. Ende März gab es nach
Branchendaten noch 17 429 Apotheken. Seit Ende vergangenen Jahres waren es damit
weitere 142 Standorte weniger. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und
Filialen. Die Branche fordert seit längerem wegen einer angespannten Finanzlage
vieler Apotheken lange ausgebliebene Honorar-Anhebungen./sam/DP/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
REDCARE PHARMACY INH. A2AR94 Xetra 116,100 27.06.24 16:11:03 -2,400 -2,03% 115,900 116,200 119,200 118,500

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