24.05.2024 12:28:28 - dpa-AFX: POLITIK/Unruhen in Frankreichs Überseegebiet Neukaledonien: Ein weiterer Toter

NOUMÉA (dpa-AFX) - Bei den schweren Unruhen im französischen Überseegebiet
Neukaledonien ist ein weiterer Mensch gestorben. Ein 48-Jähriger sei von einem
Polizisten getötet worden, teilte die Staatsanwaltschaft von Nouméa laut den
Sendern Franceinfo und BFMTV am Freitag mit. Der Beamte und sein Kollege seien
in der Stadt Dumbéa von einer Gruppe von etwa 15 Personen angegriffen worden. Er
habe daraufhin einen Schuss abgefeuert, um sich zu verteidigen. Die genauen
Umstände würden noch geprüft.

Es handelt sich um das siebte Todesopfer seit Beginn der Proteste von
Unabhängigkeitsbefürwortern vor knapp zehn Tagen. Ausgelöst wurden diese durch
eine von Paris geplante Verfassungsänderung, die Tausenden französischstämmigen
Bewohnern der Inselgruppe im Südpazifik das Wahlrecht einräumen sollte. Sie
würden somit mehr politischen Einfluss bekommen. Vor allem die indigene
Volksgruppe der Kanaken hofft schon lange auf einen eigenen Staat und befürchtet
nun eine Benachteiligung. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bei
seinem Besuch am Donnerstag in Neukaledonien erklärt, die Reform vorerst
zurückhalten zu wollen, bis sich die Lage beruhigt habe und politische Gespräche
wieder aufgenommen werden könnten.

Bei den Krawallen, die vor mehr als einer Woche begannen, wurden zahlreiche
Geschäfte zerstört und geplündert. Der Flughafen von Nouméa ist weiterhin für
alle kommerziellen Flüge geschlossen. Frankreich entsandte zusätzliche
Sicherheitskräfte auf die Inselgruppe.

Die Inselgruppe 1500 Kilometer östlich von Australien genießt weitgehende
Autonomie. Bei drei Volksabstimmungen 2018, 2020 und 2021 stimmten die Bewohner
der ehemaligen französischen Kolonie für einen Verbleib bei Frankreich. Seit dem
letzten, von den Separatisten boykottierten Votum stocken jedoch die Gespräche
über einen neuen Status. Eigentlich sollte dieser bereits bis zum vergangenen
Juni gefunden sein. Für Frankreich ist Neukaledonien vor allem militärisch und
geopolitisch sowie wegen großer Nickelvorkommen von Bedeutung./rew/DP/stk

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