08.07.2024 13:30:10 - ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Sentix-Konjunkturindex für Deutschland fällt im Juli

Die Konjunktureinschätzung von Investoren für Deutschland hat sich im Juli erstmals nach drei Verbesserungen in Folge wieder eingetrübt. Der von dem Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindex sank auf minus 19,0 (Juni: minus 12,5) Punkte. Der Index der Lagebeurteilung ging auf minus 32,3 (minus 26,3) Punkte zurück und der Index der Erwartungen auf minus 4,8 (plus 2,3) Punkte. "Der erhoffte Rückenwind aus einer gelungenen Fußball-EM verpufft", kommentiert Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy die Daten. Der jüngste Zugewinn der Erwartungswerte sei ohnehin mit wenig Dynamik verlaufen, und nun werde dieser Hoffnungstrend wieder komplett in Frage gestellt.

VP Bank: Deutsche Exporte nach China sinken deutlich

Bei dem unerwarteten Rückgang der deutschen Exporte im Mai fällt nach Aussage von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, besonders das Minus von 10,2 Prozent im Jahresabstand bei den Exporten nach China ins Auge. "Die wirtschaftliche Schwäche Chinas manifestiert sich hierzulande in einer schwachen Exportentwicklung", schreibt Gitzel in einem Kommentar. Noch deutlicher seien die Rückgänge im Falle Großbritanniens (minus 11,7 Prozent) und Russlands (minus 19,3 Prozent).

DIHK fordert wegen schwacher Exporte höhere Wettbewerbsfähigkeit

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fordert nach dem Einbruch der deutschen Exporte im Mai Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Zuvor hatte das Statistische Bundesamt gemeldet, dass die deutschen Exporte im Mai kalender- und saisonbereinigt um 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgegangen sind. "Die anziehende Weltkonjunktur kommt nicht bei der deutschen Exportindustrie an. Nicht nur geopolitische Unsicherheiten und Handelshemmnisse bremsen die Exporte aus. Auch die hohe Bürokratie- und Kostenbelastung nagt an der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

BGA: Schwäche des deutschen Exports ist hausgemacht

Die Schwäche des deutschen Exports ist nach Ansicht des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hausgemacht. "Wir sehen aktuell einen dramatischen Einbruch, ex- wie importseitig. Die Schwäche des Außenhandels ist dabei zu großen Teilen hausgemacht. Regulierungen und Berichtspflichten sind Deutschlands Regierung nach wie vor wichtiger als die Exportförderung", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Zuvor war bekanntgeworden, dass der deutsche Export im Mai um 3,6 Prozent gegenüber April eingebrochen war. Es räche sich, dass es der Europäischen Union nach zwanzig Jahren voller Verhandlungen immer noch nicht gelinge, große Abkommen wie mit den Mercosur-Staaten Südamerikas abzuschließen.

Knot: Kein Anlass für EZB-Zinssenkung im Juli

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Klaas Knot mit der nächsten Zinssenkung bis September Zeit nehmen. "Ich sehe keinen Anlass für eine Zinssenkung im Juli", sagte der niederländische Notenbankchef im Interview mit dem Handelsblatt. Knot vertröstete die Märkte auf die Sitzung im September: Da werde "wirklich wieder alles offen sein", sagte er.

UBS: EZB gibt keine Zins-Guidance für September

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Leitzinsen nach Einschätzung von UBS-Analysten bei der Sitzung am 18. Juli unverändert lassen und zudem auch keine Hinweise auf eine mögliche Zinssenkung im September geben. "Bis zur September-Sitzung wird die EZB über eine Vielzahl weiterer Daten zu Inflation, Löhnen, realer Aktivität und Stimmung verfügen, darunter zwei weitere Inflationsdaten (Juli und August) und Daten zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das zweite Quartal - einschließlich der entscheidenden Daten zum Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer, zu Gewinnmargen und zur Produktivität am 6. September", schreiben sie in ihrem Ausblick. Die Analysten erwarten, dass die EZB ihre Zinsen in diesem Jahr um 75 Basispunkte senken wird und im nächsten um 100 Basispunkte.

Commerzbank: Frankreichs Haushaltsdefizit dürfte steigen

Frankreichs ohnehin schon hohes Haushaltsdefizit dürfte angesichts der Ungewissheit über die Bildung einer neuen Regierung noch weiter steigen, schreiben die Analysten von Commerzbank Research. Es dürfte schwierig sein, eine neue Regierung zu bilden, da keines der politischen Bündnisse eine Mehrheit im Parlament erhalten hat, schreiben sie. Die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen, die zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits notwendig sei, wird mit einer instabilen Regierung kaum gelingen, und ein nicht arbeitsfähiges Parlament sei nicht auszuschließen, fügen sie hinzu.

ING: Frankreich droht Instabilität

Frankreich braucht politische Zusammenarbeit, um seine wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu lösen, schreibt ING-Ökonom Philippe Ledent in einer Researchnote. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steht vor einem politischen Stillstand, nachdem keine Gruppierung eine Mehrheit in der Nationalversammlung erreicht hat, obwohl die linke Neue Volksfront als stärkste Kraft hervorgegangen ist. "Die französischen politischen Parteien stecken in einem strategischen Spiel fest, bei dem die einzige Lösung darin besteht, dass die Parteien zusammenarbeiten", sagt Ledent, stellt aber fest, dass es bisher wenig Bereitschaft zu Zugeständnissen und Verhandlungen gibt.

ZEW sieht nach Wahl in Frankreich Reputation des Euro beschädigt

Die französische Parlamentswahl hat nach Ansicht des ZEW die Reputation des Euro beschädigt und wird in der Europäischen Union (EU) zu Konflikten um die Fiskalpolitik führen. Friedrich Heinemann, Ökonom bei ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, betonte, zwar bestehe nach dem französischen Wahlausgang Erleichterung darüber, dass in Frankreich eine Regierungsmehrheit des fremdenfeindlichen und nationalistischen Rassemblement National verhindert werden konnte. Die Parlamentssitze seien dennoch insgesamt an die Ränder des politischen Spektrums gerückt. "Europa steuert auf sehr schwere Konflikte und Entscheidungen um die Fiskalpolitik mit ungewissem Ausgang zu", sagte Heinemann. "Dieses Wahlergebnis im zweitgrößten Mitgliedstaat wird die Fähigkeit der EU zur Problemlösung weiter begrenzen."

Oddo: Französische Spreads könnten weiter steigen

Bruno Cavalier, Chefvolkswirt der deutsch-französischen Privatbank Oddo BHF, sieht das Risiko, dass die Renditeabstände (Spreads) französischer Staatsanleihen gegenüber deutschen weiter steigen werden. Cavalier verweist in einem Kommentar darauf, dass die Auflösung des Parlaments am 9. Juni ein politisches Risiko mit sich gebracht habe, und das Ergebnis der Wahlen vermuten lasse, dass dieses Risiko bis zu den nächsten Wahlen andauern werde. "Es gibt keinen Grund, dass die Risikoprämie bei Staatsanleihen wieder auf das Niveau von vor einem Monat zurückgehen sollte, als es dieses politische Risiko noch nicht gab. Vielmehr wird es Gründe für einen Anstieg geben, wenn sich der Haushaltsprozess verzögert oder wenn der finanzpolitische Kurs Frankreich von einem glaubwürdigen Weg zur Sanierung der Staatsfinanzen abbringt", argumentiert der Ökonom.

Rabobank: Frankreichs Spreads dürften erhöht bleiben

Die Analysten der Rabobank erwarten, dass die Renditeabstände (Spreads) zehnjähriger französischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen um 60 bis 70 Basispunkte höher als vor der Ankündigung von Neuwahlen durch Staatspräsident Emmanuel Macron bleiben werden. "Mit Blick auf die Spreads spricht die Unsicherheit sowohl hinsichtlich der Bildung der nächsten Regierung als auch ihrer Langlebigkeit dafür, dass wir im Vergleich zum Zeitraum vor Macrons schockierender Wahlankündigung auf einem höheren Niveau bleiben", schreiben sie in einem Kommentar. Eine technokratische Regierung sei ein mögliches, wenn auch beispielloses Szenario, während eine Wiederholung der Wahlen erst in einem Jahr stattfinden könne.

BVMW: Von der Leyens Wiederwahl an Abschaffung des EU-Lieferkettengesetzes knüpfen

Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer des Mittelstandsverbands BVMW, fordert von der Union, die Wiederwahl von Ursula von der Leyen zur Präsidentin der EU-Kommission an die Abschaffung des EU-Lieferkettengesetzes zu knüpfen. Die mit dem Lieferkettengesetz verbundene Bürokratie überfordere Unternehmen. Die Kommissionspräsidentin habe Italiens Zustimmung zum europäischen Lieferkettengesetz gegen das deutsche Votum mit milliardenschweren Subventionen für die Flüchtlingshilfe erkauft. "Das ist ein handfester Skandal, dem die Union tatenlos zugeschaut hat", sagte Ahlhaus, der wie von der Leyen CDU-Mitglied ist, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Länder befürchten beim Deutschlandticket Preisanstieg von 20 bis 30 Euro - Bericht

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