23.05.2024 06:30:03 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Macron will Krise in Neukaledonien schlichten

NOUMÉA (dpa-AFX) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bei seinem
Besuch in Neukaledonien Gespräche mit den verschiedenen politischen Kräften
aufgenommen, um in dem von schweren Unruhen erschütterten französischen
Überseegebiet zu schlichten. "Ich stehe an der Seite der Bevölkerung für die
Rückkehr zu Frieden, Ruhe und Sicherheit", sagte Macron nach seiner Landung auf
dem Flughafen der 1500 Kilometer östlich von Australien gelegenen Inselgruppe am
Donnerstagmorgen (Ortszeit).

Während seines Besuchs würden Entscheidungen getroffen und Ankündigungen
gemacht, versprach Macron vor den Treffen mit örtlichen Politikern und
Wirtschaftsvertretern. Dabei werde es auch um die Versorgungsengpässe infolge
der Krawalle sowie um den wirtschaftlichen Wiederaufbau gehen. Bereits in der
vergangenen Woche hatte die Industrie- und Handelskammer den Schaden für die
Wirtschaft Neukaledoniens auf mindestens 150 Millionen Euro geschätzt.

Der Präsident wurde von mehreren Kabinettsmitgliedern begleitet, darunter
Innenminister Gérald Darmanin und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu. "Wir
müssen alle Beteiligten an einen Tisch bringen", betonte Macron in der
Hauptstadt Nouméa. Er zähle dabei auf das Verantwortungsgefühl aller.

Ärger über geplante Verfassungsreform

Neukaledonien ist für Frankreich vor allem militärisch und geopolitisch
sowie wegen großer Nickelvorkommen von Bedeutung. Auslöser der vor über einer
Woche ausgebrochenen Unruhen mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten ist
eine von der Regierung in Paris geplante Verfassungsreform. Diese soll Tausenden
französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss
einräumen. Dagegen wehren sich Befürworter einer Unabhängigkeit der Inselgruppe.

Bei den Krawallen wurden zahlreiche Geschäfte zerstört und geplündert, der
Flughafen von Nouméa ist weiterhin für alle kommerziellen Flüge geschlossen.
Frankreich verhängte vorübergehend den Ausnahmezustand in Neukaledonien und
entsandte zusätzliche Polizei- und Militärkräfte auf die Inselgruppe. Diese
würden so lange wie nötig in Neukaledonien bleiben, sagte Macron. Inzwischen hat
sich die Lage etwas beruhigt. Der Sender 1ère Nouvelle-Calédonie zitierte aber
einen Lokalpolitiker mit den Worten, dass sich die Situation auch jederzeit
wieder verschlimmern könne. "Es herrscht ein unbeschreibliches Chaos", sagte
er./cfn/evs/DP/stk

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH