26.06.2024 11:42:23 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: UN-Drogenbüro warnt vor gefährlicheren Heroin-Alternativen

WIEN (dpa-AFX) - Weil die Opium-Produktion in Afghanistan eingebrochen ist,
blicken UN-Drogenfachleute besorgt auf neue und gefährliche Alternativprodukte.
Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien warnte am
Mittwoch insbesondere vor dem synthetischen Heroin-Ersatz Nitazen, der bereits
in mehreren europäischen Ländern zu Todesfällen geführt hat. Am Internationalen
Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel wies das UNODC in seinem
Weltdrogenbericht auch auf die negativen Gesundheitseffekte von Kokain und
Cannabis in westlichen Ländern hin.

Afghanistan galt lange als wichtigstes Ursprungsland für den Heroin-Rohstoff Opium, der aus Schlafmohn gewonnen wird. Nachdem die islamistischen Taliban den
Anbau von Mohn 2022 verboten hatten, brach die weltweite Opium-Produktion
voriges Jahr um 74 Prozent auf knapp unter 2000 Tonnen ein, wie es in dem
Bericht hieß.

"Der Engpass wird kommen"

Bislang sei noch kein Angebotsengpass am Markt erkennbar, sagte
UNODC-Experte Thomas Pietschmann. "Der Engpass wird kommen. Und dann könnte es
ein Problem geben", warnte er. Falls Heroin-Konsumenten im Falle einer Knappheit
nicht verstärkt mit medizinischen Alternativ-Präparaten versorgt werden, könnten
sie zu illegalen, synthetischen Ersatzdrogen wie Nitazen oder Fentanyl greifen,
hieß es in dem Bericht. Diese Substanzen haben eine stärkere Wirkung als Heroin
und bergen deshalb ein höheres Risiko für tödliche Überdosierung.

In Irland, Großbritannien und im Baltikum wurden bereits Nitazen-Todesfälle
registriert. Die Droge stammt meist aus China. Sie werde nicht als Nitazen
angeboten, sondern mit Heroin verschnitten und gelange so auf den Markt, sagte
UNODC-Chefanalystin Angela Me.

292 Millionen Drogenkonsumenten weltweit

Laut der UN-Drogenbehörde nehmen weltweit 292 Millionen Menschen Drogen, das sind 20 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Der größte Teil der Konsumenten -
228 Millionen - verwenden Cannabis. Im Weltdrogenbericht wurde die Legalisierung
in Deutschland erwähnt, aber nicht bewertet. Das UNODC wies aber darauf hin,
dass weltweit geschätzte 41 Prozent aller Drogensucht-Erkrankungen auf Cannabis
zurückzuführen sind. Die Substanz sei der Grund für 20 Prozent der
Drogentherapien in Europa, hieß es in dem Bericht.

Die UNODC-Fachleute sind auch besorgt über die Auswirkungen des
Kokain-Booms. Die Produktion des Aufputschmittels sprang 2022 um 20 Prozent auf
über 2700 Tonnen. Neuere globale Zahlen liegen nicht vor. "Es gibt immer
deutlichere Hinweise auf Gesundheitsschäden durch Kokainkonsum, insbesondere in
West- und Zentraleuropa", hieß es in dem Bericht. Die Intensität des Konsums,
Krankenhausaufenthalte, der Behandlungsbedarf und Todesfälle seien gestiegen. In
Ländern Afrikas und Asiens seien ähnliche Trends zu beobachten.

Das UNODC betonte, dass das illegale Drogengeschäft nicht nur die
Gesundheit, sondern auch die Stabilität von Staaten gefährdet. Der Bericht
verwies auf die steigende Gewalt in Ecuador und in der Karibik im Zusammenhang
mit Kokain. Im "Goldenen Dreieck" zwischen Laos, Thailand und Myanmar
expandieren Drogenhändler demnach in andere Geschäftsfelder wie Artenschmuggel,
Finanzbetrug und illegale Rohstoffgewinnung./al/DP/tih

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