05.07.2024 17:42:43 - dpa-AFX: SPORT/ROUNDUP: Nur Evenepoel schneller als Pogacar - Vingegaard verliert Zeit

GEVREY-CHAMBERTIN (dpa-AFX) - Zwischen den Weinfeldern der Bourgogne hat
sich Radstar Tadej Pogacar ein packendes Duell mit Weltmeister Remco Evenepoel
geliefert und seinem großen Widersacher Jonas Vingegaard den nächsten Schlag
versetzt. Pogacar verpasste mit zwölf Sekunden Rückstand auf den belgischen
Jungstar auf dem 25,3 Kilometer langen Zeitfahr-Parcour von Nuits-Saint-Georges
nach Gevrey-Chambertin zwar den Sieg auf der siebten Etappe der Tour de France,
baute seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Vingegaard aber weiter aus.

Der Däne belegte mit einem Rückstand von 37 Sekunden auf Evenepoel den
vierten Platz und gerät damit im Kampf um seinen dritten Tour-Triumph in Serie
weiter ins Hintertreffen. Pogacar liegt in der Gesamtwertung nun 33 Sekunden vor
Evenepoel, der allerdings im Hochgebirge gegen den slowenischen Ausnahmekönner
chancenlos erscheint. Vingegaard ist 1:15 Minuten zurück Dritter.

Zeit verlor auch Primoz Roglic aus dem deutschen Red Bull-Team, wenn auch
weniger als befürchtet. Der Giro-Sieger von 2023 war als Dritter 34 Sekunden
langsamer als Evenepoel und weist in der Gesamtwertung auch schon einen
Rückstand von 1:36 Minuten auf seinen Landsmann Pogacar auf. Der Traum vom
Tour-Sieg bleibt wohl ein unerfüllter für Roglic.

Pogacar nimmt Revanche für Tour-Demütigung 2023

Pogacar ist indes die Revanche für 2023 geglückt, das erste Double aus Giro
d'Italia und Tour seit Marco Pantani vor 26 Jahren rückt näher. Schon bei seiner
Kletter-Gala am Dienstag zum Alpen-Riesen Col du Galibier hatte der Slowene
seine Extra-Klasse gezeigt und Vingegaard und Co. düpiert.

Im vergangenen Jahr hatte Pogacar im Tour-Zeitfahren noch eine empfindliche
Niederlage gegen Vingegaard eingesteckt. 1:38 Minuten Rückstand auf nur 22,4
Kilometern kamen damals einer Demütigung gleich, die beim Superstar Spuren
hinterlassen hatte. "Das Zeitfahren in Combloux war ein Moment, wo ich mental
eingebrochen bin", gestand Pogacar ein.

Pogacar schon zur Halbzeit vor Vingegaard

Dieses Mal lief es anders. Nach dem einzigen Anstieg des Tages am Côte de
Curtil-Vergy bei Kilometer 14,4 lag Pogacar bereits 13 Sekunden vor Vingegaard,
der in diesem Jahr auch aufgrund seines schweren Sturzes bei der
Baskenland-Rundfahrt nur drei kleinere Zeitfahren absolvierte. Ganz anders
dagegen Pogacar, der nach 2023 alles auf den Prüfstand stellte und Helm,
Material und Sitzposition optimierte - offenbar mit großem Erfolg.

Noch schneller flog nur Evenepoel trotz eines kurzfristigen mechanischen
Problems über die Strecke. Der Weltmeister im Kampf gegen die Uhr hatte sich
explizit auf diese Prüfung vorbereitet, mehrmals die Strecke besichtigt. Am Ende
wurde der 24-Jährige mit dem ersten Etappensieg der Tour belohnt. Dabei hatte er
einen kleinen Nachteil: Sein weißes Trikot als bester Jungprofi war weniger
aerodynamisch als sein speziell konzipierter WM-Dress.

Deutsche Radprofis chancenlos

Und die Deutschen? Von den acht Radprofis war Zeitfahrmeister Nils Politt
als 29. noch der Beste. "Als deutscher Meister will man sich schon präsentieren.
Die Beine waren ganz gut", sagte Politt. Gleichwohl hat Deutschland seit dem
Abschied des viermaligen Zeitfahr-Weltmeisters Tony Martin vor drei Jahren
keinen Spezialisten mehr in dieser Disziplin.

Am Samstag dürfen die Ausreißer auf ihre Chancen hoffen. Auf der achten
Etappe über 183,4 Kilometern zwischen Semur-en-Auxois und
Colombey-les-Deux-Églises sind zwei Anstiege der dritten und drei Berge der
vierten Kategorie zu bewältigen. Machen die Sprinter-Teams im letzten Drittel
der Etappe aber ernst, könnte es auch wieder zu einer Massenankunft
kommen./tas/DP/jha

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