28.06.2024 14:34:31 - dpa-AFX: Lauterbach will bessere Bedingungen für Hausärzte

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will einen
zunehmenden Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten mit besseren
Arbeitsbedingungen in den Griff bringen. "Wir haben zu wenige Hausärzte, sie
sind schlecht verteilt, und wir haben einen großen Bedarf vor uns", sagte der
SPD-Politiker am Freitag bei der Einbringung eines Gesetzentwurfs im Bundestag.
Unter anderem sollen damit für Hausärzte wie schon für Kinderärzte Obergrenzen
bei der Vergütung wegfallen.

Wenn es ohnehin zu wenige Hausärzte gebe, könne es nicht sein, ihnen nicht
alle erbrachten Leistungen zu bezahlen, sagte Lauterbach. Das Gesetz soll den
Beruf für Medizinerinnen und Mediziner angesichts von 5000 unbesetzten
Hausarztsitzen attraktiver machen und das Praxisnetz bei nahenden
Ruhestandswellen erhalten.

Von der Opposition kam Kritik. Der Union-Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) monierte, es werde viel angekündigt, das Gesetz sei aber entkernt. Es stelle
sich die Frage, warum nicht auch für Fachärzte Vergütungslimits aufgehoben
werden.

Eingeführt werden soll für Hausärzte auch eine Jahrespauschale zur
Behandlung chronisch kranker Patienten. Dies soll Praxisbesuche in jedem Quartal
nur zum Abholen von Rezepten vermeiden und mehr Behandlungsfreiräume schaffen.
Eine neue "Vorhaltepauschale" sollen Praxen bekommen, die bestimmte Kriterien
erfüllen - etwa zu Haus- und Pflegeheimbesuchen oder Abendsprechstunden.

Bei Hausärzten zeigte sich zuletzt zwar kein Rückgang mehr. Ende 2023 gab es laut Bundesarztregister 51 389 und damit 75 mehr als Ende 2022. Zehn Jahre zuvor
waren es aber 52 262 gewesen. Bei Hausärzten ist der Anteil der Über-60-Jährigen
mit 37 Prozent zudem besonders hoch.

Verbessert werden sollen laut Entwurf auch psychotherapeutische Angebote für Kinder und Jugendliche. Dazu soll für Planungen des Bedarfs eine neue eigene
Arztgruppe gebildet werden. Für gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherte soll
ein digitales Informations- und Vergleichsangebot kommen. Abrufbar sein sollen
etwa Zahlen zu Genehmigungen und Ablehnungen bestimmter Leistungen. Für Kommunen
soll es einfacher werden, medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu gründen, in
denen Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach arbeiten.

Um das Vorhaben in Gang zu setzen, hatte Lauterbach einige in der Koalition
umstrittene Punkte herausgelöst. In den parlamentarischen Beratungen sollen sie
aber erneut aufgerufen werden. Dazu gehören "Gesundheitskioske", also leicht
zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und Prävention in Gegenden mit
vielen sozial benachteiligten Menschen. Stark machen will sich Lauterbach auch
für ein Aus für homöopathische Leistungen auf Kassenkosten./sam/DP/jha

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