17.06.2024 14:50:45 - dpa-AFX: Zahl der Schulabbrecher in Deutschland steigt - Bildungssystem 'am Anschlag'

BERLIN (dpa-AFX) - In Deutschland gehen anhaltend viele junge Menschen ohne
Abschluss von der Schule. 2022 waren es rund 52 300 Jugendliche, wie aus dem
Nationalen Bildungsbericht hervorgeht, der am Montag in Berlin vorlegt wurde.
Der Anteil der Gleichaltrigen, die keinen Schulabschluss schafften, stieg
demnach auf 6,9 Prozent. Im Vorjahr lag er nach Daten des Statistischen
Bundesamtes bei 6,2 Prozent und 2020 laut Bildungsbericht bei 5,9 Prozent. Die
Zahl der eigentlichen Abbrecher dürfte noch höher liegen, da Jugendliche, die
während eines laufenden Schuljahres die Schule verlassen, hier nicht mitgezählt
werden.

Der mehrere hundert Seiten umfassende Bildungsbericht wird auf Basis
statistischer Daten und sozialwissenschaftlicher Studien alle zwei Jahre unter
Federführung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation
(DIPF) erstellt. Der Bildungsforscher und geschäftsführende DIPF-Direktor Kai
Maaz stellte ihn am Montag im Beisein von Bundesbildungsministerin Bettina
Stark-Watzinger (FDP) und der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und
saarländischen Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) in Berlin
vor.

Das Bildungssystem arbeite am Anschlag und stehe unter großem
Anpassungsdruck, hieß es von den Autoren. Beleuchtet werden in ihrem Bericht
etwa die Auswirkungen der Zuwanderung und das anhaltende Personalproblem. Dieses
bleibe eine Herausforderung für nahezu alle Bildungsbereiche, heißt es. Im
Bereich Schule zeigt sich das den Autoren zufolge auch daran, dass verstärkt auf
sogenannte Quereinsteiger zurückgegriffen wird. 2023 hatten von gut 35 000 neu
eingestellten Lehrkräften demnach 12 Prozent keine klassische
Lehramtsausbildung.

Insgesamt wächst das deutsche Bildungssystem: Dem Bericht zufolge steigt die Zahl der Bildungsteilnehmer, der Beschäftigten, der Bildungseinrichtungen und
auch der Bildungsausgaben. Diese sind demnach in den vergangenen zehn Jahren um
46 Prozent auf 264 Milliarden Euro im Jahr 2022 gestiegen. Setzt man dies ins
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, sei der Anteil der Bildungsausgaben seit
2012 lediglich um 0,2 Prozentpunkte gestiegen, heißt es aber auch kritisch. Auch
die gestiegene Zahl von Beschäftigten und Einrichtungen wie Kitas, hat demnach
die Lage nicht entspannt, da zugleich der Bedarf zum Beispiel an Kinderbetreuung
weiter steigt./jr/DP/jha

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