02.07.2024 20:49:46 - dpa-AFX: Nach Bidens TV-Patzer: Krisenstimmung bei den Demokraten

WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach dem TV-Debakel von Joe Biden rumort es bei den
US-Demokraten gewaltig. Es geht dabei um die Frage, ob der US-Präsident im
Rennen um das Weiße Haus gegen Donald Trump bleiben kann. Als erster
demokratischer Kongressabgeordneter forderte Lloyd Doggett öffentlich, Platz für
einen alternativen Kandidaten zu machen.

"Anders als Trump hat sich Biden immer unserem Land verschrieben und nicht
sich selbst", zitierten US-Medien den texanischen Politiker. "Ich hoffe, er wird
die schmerzhafte und schwierige Entscheidung treffen, den Rückzug anzutreten."

Die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi,
attestierte Biden beim US-Sender MSNBC "Urteilsvermögen und strategisches
Denken". Die Demokratin räumte auf Nachfrage aber auch ein, es sei eine
"berechtigte Frage", ob es sich bei seinem Patzer "nur um eine Episode oder
einen Zustand" gehandelt habe. Pelosi betonte, es sei schwer, mit Trump zu
debattieren, da der republikanische Ex-Präsident andauernd lüge. Beide
Kandidaten müssten in der Frage nach ihrer Eignung für das Präsidentenamt einer
gleich kritischen Betrachtung unterzogen werden.

Der US-Sender CBS berichtete, Biden werde sich am Mittwoch mit
demokratischen Gouverneuren verschiedener Bundesstaaten treffen, um sich deren
Unterstützung zu sichern. Zuvor hatte der Sender CNN unter Berufung auf mit der
Situation vertraute Personen berichtet, mehrere Gouverneure hätten zu
Wochenbeginn miteinander telefoniert, um ein solches Treffen anzustreben.

Einem Bericht der "Washington Post" zufolge drohte der Senator Joe Manchin
nach dem TV-Duell, öffentlich mit Biden zu brechen. Manchin, der als Quertreiber
bekannt ist, hat den Demokraten zwar kürzlich den Rücken gekehrt, stimmt als
unabhängiger Senator aber weiterhin in vielen Fragen mit seiner ehemaligen
Partei ab.

Dem Bericht zufolge änderte Manchin seinen Konfrontationskurs unter anderem
auf Drängen des demokratischen Minderheitsführers im Senat, Chuck Schumer. Die
Zeitung zitierte einen nicht namentlich genannten Vertreter der demokratischen
Partei mit den Worten: "Niemand will der Erste sein, der Julius Cäsar ersticht."

In den vergangenen Tagen forderten zwar Demokraten aus den hinteren Reihen
öffentlich einen personellen Wechsel, aber die bekanntesten Gesichter der Partei
haben sich bislang mit allzu harscher Kritik zurückgehalten./gei/DP/he

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