11.07.2024 16:42:51 - dpa-AFX: HINTERGRUND 2: Hat die junge Generation Unternehmergeist?

(Aktualisierung: mehr Details.)

GÜTERSLOH (dpa-AFX) - Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist einer Umfrage
zufolge für 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland vorstellbar. Elf
Prozent der bundesweit befragten 14- bis 25-Jährigen geben an, eine Gründung
schon fest einzuplanen und 29 Prozent sagen, sie seien noch nicht ganz sicher.
Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Ein Drittel der knapp 1.700 Befragten antwortet auf die Frage, ob eine
Gründung bis zum 30. Geburtstag für sie denkbar sei, dass sie sich das derzeit
eher nicht vorstellen können, diese aber auch nicht ausschließen. Die Studie
wurde im Juni 2023 sowie zwischen dem 23. Februar und 24. März 2024
durchgeführt. Für gut ein Viertel ist eine Rolle als Gründer oder Gründerin
demnach keine Option. In der jungen Generation stecke Potenzial für mehr
Gründungsaktivität in Deutschland, bilanzierte die Stiftung in Gütersloh. Um
dieses zu heben, müssten Barrieren abgebaut werden.

Unternehmerisches Denken früher fördern

Die Analyse geht davon aus, dass Unsicherheit, Stress und fehlendes Wissen
viele junge Menschen an der Gründung eines Unternehmens hindern. Es sei wichtig,
unternehmerisches Denken und Handeln früher zu fördern - schon in der Schulzeit
etwa über Workshops. Es zeige sich zudem: Eine Firmengründung planen männliche
Jugendliche häufiger als weibliche Jugendliche. Und in den Großstädten ist das
Interesse höher als in Orten mit maximal 5.000 Einwohnern.

Dass 40 Prozent Interesse an einer Betriebsgründung zeigen, sei zwar
zunächst eine gute Nachricht. Tatsächlich dürften diesen Schritt aber viel
weniger junge Leute wirklich gehen, hieß es. So habe in Deutschland etwas
weniger als jede sechste Person zwischen 18 und 24 Jahren ein Unternehmen
gegründet, erläuterte einer der Bertelsmann-Studienautoren, Ivo Andrade. Er
berief sich auf den "Global Entrepreneurship Monitor" 2023, der den Stand von
2022 abbilde und eine Quote von 15,2 Prozent für die Gruppe der 18- bis
24-Jährigen nenne.

Aus dem aktuellsten GEM-Monitor 2023/2024 geht hervor, dass die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen im Jahr 2023 mit 13,3 Prozent die stärksten
Gründungsaktivitäten aufweist. Sie werde dicht gefolgt von der jüngsten
Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit einer Gründungsquote von 11,0 Prozent
für 2023 - demnach also ein sinkender Wert bei der jüngsten Gruppe im Vergleich
zum Vorjahr. Der Monitor gibt die Gründungsquoten vieler Länder an, Gründungen
in Deutschland werden durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit der
Leibniz Universität Hannover untersucht.

Hürden sind laut Stiftung auch fehlendes Zutrauen und Wissensdefizite

Bei Befragten, die sich eine Gründerrolle nicht vorstellen können, führt
dies etwa ein Viertel auf fehlendes Zutrauen in die eigenen Kompetenzen und eine
damit verbundene Unsicherheit zurück. Etwa jede fünfte Person bezweifelt, über
das nötige Wissen zu verfügen. Aus Sicht der Stiftung müssten Infos übers
Gründen zielgerichtet an junge Menschen gelangen, vor allem über
Social-Media-Kanäle.

Und: "Ein leichterer Zugang zu Startkapital wäre hilfreich für
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer. Mehr Gründungsstipendien, günstigere
Kredite sowie auf junge Menschen spezialisierte Gründerfonds können dazu
beitragen."/wa/DP/men

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