09.07.2024 17:10:32 - dpa-AFX: Shopping-Portal Shein steckt 250 Mio. Euro in Nachhaltigkeit

SINGAPUR (dpa-AFX) - Der umstrittene asiatische Online-Händler Shein will in
den kommenden fünf Jahren 250 Millionen Euro in der Europäischen Union und
Großbritannien in eine "zukunftsfähige Modeindustrie" investieren. Das
"Herzstück des Investitionsprogramms" ist nach Angaben des Unternehmens aus
Singapur ein "Zirkularitätsfonds" (Kreislaufwirtschaftsfonds), für den Shein ein
Startkapital von 200 Millionen Euro bereitstellt.

Der Fonds baue auf bereits bestehenden Initiativen des Modehändlers zur
Förderung von Forschung und Entwicklung sowie Innovationen im Bereich der
Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie auf. "Damit werden Start-ups und
Unternehmen in Europa unterstützt, die die Technologien und Lösungen von morgen
entwickeln."

Weitere 50 Millionen Euro sind nach Angaben des Konzerns für die Förderung
von Marken, Designern und Kunsthandwerkern bestimmt. Sie sollen ihnen dabei
helfen, ihre Online-Geschäfte über die Dienste des "Shein Marketplace"
auszubauen. Außerdem soll ausgelotet werden, ob und wie Shein-Produktionsanlagen
in der EU oder in Großbritannien entstehen können.

Kritik an "Fast Fashion"

In der Vergangenheit hatte sich das Shopping-Portal vor allem als Anbieter
von "Fast Fashion" einen Namen gemacht - also als Anbieter von Kleidungsstücken,
die vor allem in China billig produziert und von den Verbrauchern meist nach
kurzer Zeit durch neue ersetzt werden. Shein ist stark auf
Social-Media-Plattformen wie Instagram, Tiktok oder YouTube präsent und in der
Lage, die Produktion rasch der Nachfrage anzupassen, um somit die Menge
unverkaufter Kleidungsstücke kleinzuhalten.

Kritiker stellen die Nachhaltigkeit dieses Geschäftsmodells infrage. Der
Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warf dem Online-Händler Ende April vor,
auf seiner Website manipulative Designs zu verwenden, um die User zum Einkauf zu
drängen. Zudem bemängelten die Verbraucherschützer komplizierte Beschwerdewege
und versteckte Kontaktmöglichkeiten. Damit verstoße Shein mehrfach gegen den
Digital Services Act (DSA).

Verstoß gegen EU-Gesetz?

Der DSA der Europäischen Union verpflichtet Online-Plattformen EU-weit zu
mehr Verbraucherschutz und Transparenz. Designtricks sind verboten. Die
Europäische Kommission verlangte Ende Juni von den Online-Händlern Temu und
Shein mehr Informationen in dieser Angelegenheit.

Shein ging in seiner Investitionsankündigung nicht auf die Kritik ein. Die
millionenschwere Förderung umfasse Investitionen in Start-ups, die sich mit
Innovationen im Bereich Textil-zu-Textil-Recycling und ähnlichen Themen
beschäftigen, erklärte der Konzern. Die Förderung umfasse auch den Abschluss von
Abnahmevereinbarungen oder anderen kommerziellen Partnerschaften mit etablierten
Start-ups, die bereits über Produktionskapazitäten für recycelte Textilien oder
neuartige und umweltschonendere Fasern verfügten./chd/DP/he

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