21.05.2024 09:18:11 - dpa-AFX: ROUNDUP: Wie Microsoft den PC mit KI cool machen will

REDMOND (dpa-AFX) - Microsoft setzt auf Künstliche
Intelligenz, um Windows-PCs in die Zukunft zu bringen. Kern des Plans: Der
hauseigene KI-Assistent Copilot, entwickelt mit der Technik hinter ChatGPT, soll
die Hauptrolle spielen. Die PC-Architektur wird diesem Ziel untergeordnet. So
soll sich ein neuer Zusatzchip nur um KI-Anwendungen kümmern. Das macht den
Computer schneller und verlängert die Batterielaufzeit.

Die neue Architektur, die für die bisher leistungsstärksten Windows-Rechner
sorgen soll, nennt Microsoft "Copilot + PC". Und die Reihenfolge sei kein
Zufall, betont Marketingchef Yusuf Mehdi. Der Computer ist der KI untergeordnet
- und nur eine der Plattformen dafür.

Mit Suchfunktion "Recall" alles wiederfinden

Ein Paradebeispiel für Microsofts Vision für den PC der Zukunft ist die
Suchfunktion "Recall", mit der man alles wiederfinden soll, was man auf dem
Computer gesehen oder gemacht hat. Im Grunde speichert der Rechner alle paar
Sekunden eine Bildschirmaufnahme und analysiert den Inhalt mit KI-Modellen. Das
soll helfen, wenn man sich zum Beispiel nicht an den Namen einer besuchten
Reise-Website erinnern kann - aber daran, dass sie ein Bild mit Palmen und Meer
hatte. Dann soll es reichen, in die Suchmaske "Palmen und Meer" einzutippen, um
die Website über den Screenshot wiederzufinden.

Das entspreche mehr dem, wie die menschliche Erinnerung funktioniere,
argumentiert Microsoft. Das Ziel in der Computerbranche sei schon immer gewesen,
"Computer zu bauen, die uns verstehen, statt dass wir Computer verstehen
müssen", sagte Microsoft-Chef Satya Nadella bei der Präsentation im
Hauptquartier des Konzerns am Montag. Nach seinem Gefühl komme man bei dieser
Vision einem "echten Durchbruch näher".

Wie hilfreich "Recall" im Alltag sein wird, muss sich für jeden Einzelnen
zeigen. Microsoft-Entwickler, die zum Teil schon seit mehreren Monaten mit der
Funktion leben, preisen sie als lebensverändernd. So sagt etwa Mehdi, er habe
stets zu viele Browser-Tabs geöffnet gelassen, wegen der Sorge, die Seiten nicht
wiederzufinden. Diese Gewohnheit lege er nun ab.

Zugleich hat "Recall" Grenzen. Auf KI-PCs mit dem Mindestspeicher von 256
Gigabyte wird das Gedächtnis der Funktion nur etwa drei Monate zurückreichen.
Die vielen Bildschirmaufnahmen nehmen schließlich Platz ein - und um das
Vertrauen der Nutzer zu stärken, arbeitet "Recall" vorerst grundsätzlich nur auf
dem Computer, ohne Cloud. Mehr als 18 Monate sind dadurch auch mit größerem
Speicher nicht drin. Zugleich versichert Mehdi, dass man den Funktionsumfang mit
der Zeit ausbauen werde.

Unter der Haube der ersten neuen KI-PCs spielt sich eine kleine Revolution
ab: Sie laufen nicht mit Intel -Prozessoren, sondern mit
Technologie des Chipentwicklers Arm, die auch in praktisch allen Smartphones
steckt. Apple stellte bereits in den vergangenen Jahren die
komplette Modellpalette seiner Macs von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener
Entwicklung auf Basis der Arm-Architektur um. Als Folge liefen sie Windows-PCs
bei Tempo und Batterielaufzeit davon.

Vergleich mit Apple

In Microsofts Präsentation kam Apples Verbrauchermodell MacBook Air auf
einmal als der Maßstab daher, den es zu schlagen gilt. 58 Prozent schneller als
das MacBook Air mit Apples M3-Chip! 20 Prozent längere Laufzeit als ein MacBook
Air mit 15-Zoll-Display! Zugleich: Apple stellte jüngst den leistungsstärkeren
M4-Chip vor, baut ihn aber bisher nur in das neue Pro-Modell seiner iPad-Tablets
ein.

Anders als Apple entwickelt Microsoft die Chips nicht selbst, sondern greift auf die Arbeit des Chipkonzerns Qualcomm zurück. Dessen Chef
Cristiano Amon sagt schon lange, dass der Arm-Technologie nicht nur bei
Smartphones, sondern auch im PC-Markt die Zukunft gehöre. Microsoft hält
allerdings auch dem langjährigen Partner Intel einen Platz frei. Wenn die
nächste Generation der Chips mit Intels Architektur fertig ist, soll es KI-PCs
auch damit geben. Für Microsoft sei es ein zusätzlicher Aufwand, beide
Chip-Welten zu unterstützen, aber Vielfalt sei gut, sagt Mehdi.

Versuche, Windows auf Arm-Chips zu bringen, unternahm Microsoft zwar seit
Jahren. Aber die Geräte lieferten stets eine schlechtere Leistung als Intel-PCs
ab. Jetzt gibt es nicht nur bessere Prozessoren, sondern auch dank Apple mehr
speziell an die Arm-Architektur angepasste Programme sowie ein dafür
umgeschriebenes Windows.

Die großen PC-Hersteller springen auf die neue Plattform auf, zudem stellte
Microsoft am Montag neue Modelle seiner Tablets und Notebooks der Marke Surface
vor. Ein grundsätzliches Problem für Microsofts KI-Funktionen wie die
"Recall"-Suche ist, dass der Konzern nur auf dem PC den weitreichenden
Datenzugriff hat. Die Smartphone-Plattformen etwa werden von Google
und Apple kontrolliert. Mehdi verweist darauf, dass man auch dort
mit der Copilot-App präsent sei - wenn bisher auch mit weniger Funktionen als
auf dem PC./so/DP/jha
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
APPLE INC. 865985 Frankfurt 177,920 03.06.24 17:58:11 +2,080 +1,18% 178,020 178,160 177,500 175,840
INTEL CORP. DL-,001 855681 Frankfurt 27,855 03.06.24 17:51:43 +0,025 +0,09% 27,835 27,865 28,700 27,830
MICROSOFT DL-,00000625 870747 Frankfurt 378,850 03.06.24 17:52:02 -2,500 -0,66% 378,350 378,550 384,500 381,350
QUALCOMM INC. DL-,0001 883121 Frankfurt 189,700 03.06.24 17:27:43 +5,700 +3,10% 189,020 189,460 189,460 184,000
ALPHABET INC.CL C DL-,001 A14Y6H Frankfurt 159,140 03.06.24 17:06:47 +0,660 +0,42% 159,680 159,820 161,140 158,480

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