03.07.2024 05:38:12 - dpa-AFX: Caritas: Vermögende bei der Pflegefinanzierung mehr belasten

BERLIN (dpa-AFX) - Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria
Welskop-Deffaa, will Wohlhabende stärker zur Finanzierung der Pflegeversicherung
heranziehen. "Die Zukunft der Pflege birgt erheblichen demografischen und
sozialen Sprengstoff", sagte Welskop-Deffaa den Zeitungen der Funke
Mediengruppe. Dies dürften nicht die jüngeren Berufstätigen ausbaden.

"Zu einem fairen Risikoausgleich gehört, die leistungsfähigen Senioren und
Seniorinnen solidarisch zu beteiligen", sagte die Caritas-Präsidentin. "Es kann
nicht sein, dass die Pflegeversicherung zuvörderst das Vermögen der Wohlhabenden
schont."

Das Bundeskabinett befasst sich am Mittwoch mit einem Bericht zur
Finanzierung der Pflege und möglichen Reformen. "Die aktuelle Finanzsituation
der sozialen Pflegeversicherung ist wesentlich geprägt durch die finanziellen
Belastungen während der Corona-Pandemie, aber in noch größerem Ausmaß durch den
anhaltend starken Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen, der weit über das
allein aus der demografischen Entwicklung erwartbare Maß hinausgeht", heißt es
in einem Entwurf des Papiers, der der dpa vorliegt.

DGB: "Pflegebürgerversicherung" muss kommen

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel mahnte daher in einem Statement dringend
Reformen an für "eine Pflegebürgerversicherung, in die mehr Menschen einzahlen,
die alle Pflege-Kosten trägt und bei der es keine Eigenanteile gibt, die ins
Unermessliche wachsen". Vorschläge des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) dazu
lägen auf dem Tisch.

Die Pflegeversicherung erwartet für dieses Jahr rote Zahlen. Nach jüngsten
Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen wird mit
einem Minus von 1,5 Milliarden Euro gerechnet, für 2025 dann 3,4 Milliarden
Euro. Dies entspräche einer Beitragsanhebung von 0,2 Punkten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuletzt deutlich gemacht, dass eine
Pflegereform angegangen werden soll. Beobachter rechnen damit allerdings nicht
mehr vor der Bundestagswahl 2025./mi/DP/zb

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