12.07.2024 09:49:09 - dpa-AFX: ROUNDUP: Chinas Exporte steigen - schwache Nachfrage drückt Importe

PEKING (dpa-AFX) - Chinas Außenhandelsbilanz lässt in der von Sanktionen und
inneren Problemen geplagten Volksrepublik wieder etwas Hoffnung keimen. Die
Ausfuhren in dem exportgetriebenen Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern
legten im Juni deutlich zu. Wie der chinesische Zoll in Peking mitteilt, stiegen
sie gemessen in US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,6 Prozent. Die
Importe gingen aber um 2,3 Prozent zurück.

Das Außenhandelsvolumen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt betrug
516,6 Milliarden US-Dollar. Der Handelsüberschuss fiel durch den deutlich
höheren Wert bei den Exporten mit fast 100 Milliarden Dollar vergleichsweise
hoch aus. Bereits im Mai lagen Chinas Exporte um 7,6 Prozent höher als im
Vorjahresmonat.

Importe aus Deutschland brechen ein

Im Außenhandel mit Deutschland zeigte sich ein deutlicher Anstieg bei den
Exporten um 8,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Importe aus der
Bundesrepublik brachen um 14,2 Prozent ein. "Dem Handel mit Deutschland geht die
Luft aus", sagt Maximilian Butek, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der
Deutschen Auslandshandelskammer in Ostchina.

Der Privatsektor in China halte sich bei Investitionen weiterhin zurück,
wovon deutsche Unternehmen überproportional betroffen seien, da sie vor allem
Investitionsgüter nach China exportierten. "Wir brauchen von der chinesischen
Regierung nach wie vor vertrauensbildende Maßnahmen, um den Markt in Schwung zu
bringen", fordert Butek.

Zusätzlich dürfte sich die Stimmung zwischen China und Deutschland mit der
jüngsten Entscheidung der Bundesregierung zur Verwendung chinesischer Technik in
deutschen 5G-Netzen verschlechtern. Berlin einigte sich mit den Betreibern, dass
diese mehr Zeit für den Umstieg haben und auch einfache Elemente von Huawei und
ZTE weiter nutzen können. Dafür verpflichten sich die Provider auf einen
flächendeckenden Austausch. China reagierte bereits mit scharfer Kritik und warf
Deutschland Diskriminierung vor.

Weitere Last durch Sanktionen

Analysten hatten für Juni einen deutlichen Zuwachs bei den chinesischen
Ausfuhren um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum prognostiziert. Als
Grund galt auch, dass Hersteller in der Volksrepublik in Erwartung von Zöllen in
wichtigen Exportmärkten ihre Lieferungen vorverlegten. Bei den Importen hatten
die Experten einen Anstieg von 2,8 Prozent erwartet. Diese sanken nun
unerwartet, was auch auf eine schwache Nachfrage im Inland hindeutet.

Mit Blick auf die Exporte sendet der chinesische Handel wieder positivere
Signale. Allerdings muss China mit weiteren Handelsbeschränkungen rechnen.
Kanada denkt darüber nach, chinesische E-Autos mit Zöllen zu belegen. Die Türkei
kündigte dies bereits an. Indonesien als wichtiges Fertigungsland von Kleidung
plant, hohe Einfuhrzölle auf chinesische Textilwaren zu verhängen.

Hinzu kommen die bereits bestehenden Beschränkungen etwa in den USA.
Washington hatte Solarzellen und E-Autos bereits mit hohen Zöllen belegt. Die EU
plant mit vorläufigen Strafzöllen auf in China gefertigte E-Autos. Die
Hersteller müssen Sicherheiten dafür hinterlegen. Endgültig eingeführt werden
sie erst, wenn die Entscheidung das EU-Parlament passiert hat, was für November
erwartet wird.

Wichtiges Parteitreffen steht an

Der Export treibt Chinas Wirtschaftsmotor traditionell an. Die allein
regierende Kommunistische Partei (KP) gab für dieses Jahr ein Wachstumsziel von
ungefähr fünf Prozent aus. Doch parallel hat Peking im Inland mit
Arbeitslosigkeit und der seit Jahren kränkelnden Immobilienbranche zu kämpfen.
Vor allem junge Leute haben Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Immobilien, in
die Menschen zum Teil ihre Ersparnisse aus Mangel an gewinnbringenden
Alternativen investiert hatten, verloren an Wert. All das trübt die Konsumlaune
in der Volksrepublik ein und schmälert die Wirtschaftsleistung.

Analysten empfehlen der chinesischen Regierung, die Nachfrage im Inland
anzukurbeln, anstatt sich auf Exporte zu verlassen, die das Risiko einer
Abhängigkeit vom Ausland mit sich bringen. Gespannt warten Beobachter auf ein
mehrtägiges Treffen von Top-Parteikadern ab dem kommenden Montag. Das
Zentralkomitee der KP will bei der Zusammenkunft den wirtschaftspolitischen Kurs
für die kommenden Jahre festlegen.

Einige Experten warnten im Vorfeld allerdings, von dem alle fünf Jahre
stattfindenden Treffen kurzfristige Maßnahmen gegen die derzeitigen Probleme in
Chinas Wirtschaft zu erwarten. Vielmehr könnte es etwa um das Steuersystem und
die Verschuldung der Lokalregierungen gehen./jon/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH