16.07.2024 18:09:03 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Baerbock in Elfenbeinküste bei Anti-Terror-Ausbildung

ABIDJAN (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock hat sich angesichts
des drohenden Überschwappens von islamistischem Terrorismus aus der zentralen
Sahel-Region über die Ausbildung für den Anti-Terrorkampf in der Region
informiert. Auf der zweiten Station ihrer Westafrikareise ließ sich die
Grünen-Politikerin in der Elfenbeinküste bei einer Internationalen Akademie zur
Terrorismusbekämpfung die Schulung von Militärs, Polizisten und zivilen
Sicherheitskräften zeigen.

In der Einrichtung in Jacqueville etwa 35 Kilometer außerhalb von Abidjan,
dem Regierungssitz der Elfenbeinküste, demonstrierten Einsatzkräfte die
Befreiung eines typischen Sahel-Dorfes von Terroristen. Zuvor hatte
Außenminister Léon Kacou Adom Baerbock am Flughafen von Abidjan empfangen. Am
Abend waren vor dem Hintergrund der Krisen in der Sahel-Region auch Beratungen
mit Präsident Alassane Ouattara vorgesehen.

Deutschland mit 2,5 Millionen an Finanzierung von Anti-Terror-Akademie
beteiligt

Deutschland ist mit einem Beitrag in Höhe von 2,5 Millionen Euro an der
Finanzierung der Infrastruktur der Einrichtung beteiligt und hat etwa das Geld
für einen Schiffsanleger beigesteuert. In der Akademie werden Fachkräfte aus dem
Zivil-, Polizei- und Militärbereich schwerpunktmäßig in Antiterrortaktik und
Geiselbefreiung geschult. Auch die deutsche Spezialeinheit GSG9 der
Bundespolizei trainiert dort regelmäßig.

Baerbock wirbt in Afrika um Partnerschaften auf Augenhöhe

Baerbock wirbt im Wettstreit mit Russland und China bei afrikanischen
Staaten um Partnerschaften auf Augenhöhe. Autokraten griffen verstärkt nach
Recht und Einfluss, kritisierte sie in einer Rede im Goethe-Institut in der
senegalesischen Hauptstadt Dakar. "Dabei versuchen sie auch, die Wunden zu
instrumentalisieren, die Europa in der Welt hinterlassen hat, gerade hier in
Afrika."

Wenn Russland das tue und zugleich einen imperialen Krieg in der Ukraine
führe, sei dies grotesk. "Aber wir müssen in Deutschland, als sogenannter
"Westen", doch auch fragen, auch wenn es aus unserer Sicht zutiefst ungerecht
ist: Warum verfängt diese Kommunikation?", gab die Außenministerin zu bedenken.
Man müsse Angebote zur Zusammenarbeit machen, von denen beide Seiten
profitierten.

Schulze kündigt Bildungsinitiative im Sahel an

Die Bundesregierung will sich im Anti-Terror-Kampf in Westafrika weiterhin
in den von Militärjuntas regierten Staaten engagieren. Entwicklungsministerin
Svenja Schulze (SPD) kündigte als Vorsitzende der größten Geberplattform für die
Region, der Sahel-Allianz, eine Bildungsinitiative für mehr als zwei Millionen
Jungen und Mädchen an. Dort können mehr als 40 Prozent der Kinder aufgrund der
Bedrohung keine Schulen mehr besuchen.

"Bildung ist eines der wirksamsten Gegenmittel gegen die
Rekrutierungsversuche von Terrorgruppen, weil Bildung jungen Menschen
Perspektiven gibt", sagte Schulze zum Abschluss des Treffens der Sahel-Allianz
in Berlin. "Wir setzen viel stärker auf die lokalen Behörden und eben auf
Nichtregierungsorganisationen", betonte Schulze. "Trotzdem wollen wir auch mit
den Putsch-Staaten im Gespräch bleiben."

Sorge vor Übergreifen islamistischen Terrors steigt

Die am Golf von Guinea gelegene Elfenbeinküste ist mit rund 30 Millionen
Einwohnern das wirtschaftliche Schwergewicht des französischsprachigen
Westafrikas, vor allem als weltgrößter Kakao-Produzent. Das Land wird wie seine
Nachbarn Ghana, Benin und Togo vom Überschwappen des islamistischen Terrorismus
aus Mali und Burkina Faso bedroht, wo sich die Terrorgruppen besonders in den
Grenzgebieten ausbreiten.

Der Sahel gilt als die weltweit am meisten von Terrorismus betroffene
Region. Laut dem Globalen Terrorismus-Index verzeichnete die Region 2023 fast
die Hälfte der weltweiten Terroropfer und gut ein Viertel aller terroristischer
Angriffe. Als Ursachen werden unter anderem die Verdrängung Frankreichs, der EU,
der Vereinten Nationen und der USA als Sicherheitspartner genannt.

Politische Brüche in der Region

Baerbock besucht mit der Elfenbeinküste einen der wichtigsten Partner und
die größte Demokratie im französischsprachigen Westafrika. Das dürfte ein
Zeichen auch an die Putschisten-Regierungen in Mali, Burkina Faso und dem Niger
sein, die wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch die Spaltung der Region
vorantreiben. Nutznießer ist Russland, das sich ihnen als Antikolonialist und
Militärpartner andient./bk/cpe/DP/he

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