16.07.2024 22:01:05 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP 2: Baerbock in Elfenbeinküste bei Anti-Terror-Ausbildung

(Aktualisierung: Mit Pk Baerbock-Ouattara)

ABIDJAN (dpa-AFX) - Operation Trampolin: Außenministerin Annalena Baerbock
hat sich angesichts des drohenden Überschwappens von islamistischem Terrorismus
aus der zentralen Sahel-Region über die Ausbildung für den Anti-Terrorkampf in
der Region informiert. Auf der zweiten Station ihrer Westafrikareise ließ sich
die Grünen-Politikerin in der Elfenbeinküste bei einer internationalen Akademie
zur Terrorismusbekämpfung die Schulung von Militärs, Polizisten und zivilen
Sicherheitskräften zeigen.

Die Übung, bei der vorgeführt wurde, wie Spezialeinheiten einen drohenden
Anschlag mit Sprengstoff in einem fiktiven Sahel-Dorf verhindern, trug den
Codenamen "Operation Trampolin" - zu Ehren von Baerbock, die früher aktive
Trampolin-Sportlerin war.

Bei der Vorführung in der Akademie in Jacqueville etwa 35 Kilometer
außerhalb von Abidjan, dem Regierungssitz der Elfenbeinküste, zeigten
Sicherheitskräfte, wie nach einer Abhöraktion ein geplanter Sprengstoffanschlag
von Terroristen vereitelt wurde - inklusive Drohnenüberwachung, einem speziell
ausgebildeten Hund, dem Einsatz von Sprengstoff- und Minenräumexperten sowie
Spurensicherern der Polizei der Elfenbeinküste.

Deutschland mit 2,5 Millionen an Finanzierung von Anti-Terror-Akademie
beteiligt

Deutschland ist mit einem Beitrag in Höhe von 2,5 Millionen Euro an der
Finanzierung der Infrastruktur der Einrichtung beteiligt. Auch die deutsche
Spezialeinheit GSG9 der Bundespolizei trainiert dort regelmäßig. Unterstützt
werden die einheimischen Spezialisten von Fachkräften aus Frankreich und den
USA.

Baerbock fordert von Sahel-Putschisten Rücksicht auf Zivilbevölkerung

Bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Präsidenten der Elfenbeinküste,
Alassane Ouattara, rief Baerbock die mit Russland kooperierenden
Militärregierungen in den Sahel-Staaten Mali, Niger und Burkina Faso auf, die
Bevölkerung beim Kampf gegen islamistische Milizen vor Gewalt zu schützen. Der
Weg für die betroffenen Menschen müsse auf Frieden gebaut sein "und nicht auf
Militär und Gewalt", sagte sie in Abidjan.

Beim Vorgehen gegen Terrormilizen sind dem Militär in Mali ebenso wie in
Burkina Faso Massaker an unbeteiligten Zivilisten vorgeworfen worden. Die
Staaten bestreiten dies, versprochene Untersuchungen wurden aber nie
abgeschlossen.

Der ivorische Präsident sagte, er habe der Außenministerin die Besorgnis
über den Terror in den Nachbarländern und die Situation der dortigen Bevölkerung
geschildert. Dies sei ein Risiko für die Elfenbeinküste. "Wie Sie wissen, nehmen
wir bereits über 60.000 Flüchtlinge aus Burkina Faso auf, und das belastet die
ivorische Wirtschaft", sagte Ouattara.

Baerbock wirbt in Afrika um Partnerschaften auf Augenhöhe

Baerbock wirbt im Wettstreit mit Russland und China bei afrikanischen
Staaten um Partnerschaften auf Augenhöhe. Autokraten griffen verstärkt nach
Recht und Einfluss, kritisierte sie in einer Rede im Goethe-Institut in der
senegalesischen Hauptstadt Dakar. "Dabei versuchen sie auch, die Wunden zu
instrumentalisieren, die Europa in der Welt hinterlassen hat, gerade hier in
Afrika."

Wenn Russland das tue und zugleich einen imperialen Krieg in der Ukraine
führe, sei dies grotesk. "Aber wir müssen in Deutschland, als sogenannter
"Westen", doch auch fragen, auch wenn es aus unserer Sicht zutiefst ungerecht
ist: Warum verfängt diese Kommunikation?", gab die Außenministerin zu bedenken.
Man müsse Angebote zur Zusammenarbeit machen, von denen beide Seiten
profitierten.

Schulze kündigt Bildungsinitiative im Sahel an

Die Bundesregierung will sich im Anti-Terror-Kampf in Westafrika weiterhin
in den von Militärjuntas regierten Staaten engagieren. Entwicklungsministerin
Svenja Schulze (SPD) kündigte als Vorsitzende der größten Geberplattform für die
Region, der Sahel-Allianz, eine Bildungsinitiative für mehr als zwei Millionen
Jungen und Mädchen an. Dort können mehr als 40 Prozent der Kinder aufgrund der
Bedrohung keine Schulen mehr besuchen. "Bildung ist eines der wirksamsten
Gegenmittel gegen die Rekrutierungsversuche von Terrorgruppen, weil Bildung
jungen Menschen Perspektiven gibt", sagte Schulze./bk/cpe/DP/he

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